Vier Dinge sind mir besonders aufgefallen:
1. Kein Vorzeigeunternehmen mehr
Ein Vorzeigeunternehmen war Franka Emika am Ende wohl nicht mehr. Franka Emika baute einen Roboter, der in der Wissenschaft, an den Forschungsinstituten begehrt war, es aber laut Fachleuten nie zur industriellen Reife gebracht hat. Dazu kommt: „Ab Herbst 2020 wenden sich Beschäftigte des Unternehmens nach Informationen von BR Recherche mehrfach an die Arbeitsagentur in München und im Frühjahr 2021 auch an Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Nach Ansicht dieser Mitarbeiter liege bei Franka Emika Subventionsbetrug vor, schließlich habe das Unternehmen 2020 "Kurzarbeitergeld beantragt und bekommen", ein nicht unwesentlicher Teil der Mitarbeiter habe aber voll weitergearbeitet – "in manchen Fällen Wochen, in anderen Monaten". Das Verfahren läuft, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
2. Wieviel China steckt in Agile Robots?
Agile Robots ist ein chinesisches Unternehmen, heißt es. Ich würde sagen, Agile Robots ist ein asiatisches Unternehmen. Softbank ist sehr stark investiert und Foxconn aus Taiwan ist ebenfalls Anteilseigner. Auffällig ist, dass der US-Amerikanische Investor Sequioa auch an Agile Robots beteiligt ist, jedoch mit dem Fonds, der in China ansässig ist. Wo waren die europäischen und US-amerikanischen Investoren in der Series C-Runde von Agile Robots?
Mladen Milicevic
Der in Paderborn geborene und aufgewachsene Mladen Milicevic hat Unchained Robotics 2019 gemeinsam mit Kevin Freise gegründet. Milicevic hat schon vor seinem Studium des Wirtschaftsingenieurswesens angefangen, als Freelancer im Bereich Vertrieb/Marketing zu arbeiten. "Die Produktionshallen waren immer schon ein Teil meines Interessensfeldes und so habe ich auch bei Diebold Nixdorf Produktionsprozesse mit Technologie verbessert", erzählt er. Diese Erfahrung in Produktionshallen führten ihn nach China, wo er Logistikprozesse eines deutsch-chinesischen Joint Ventures optimiert hat. In China entstanden die ersten Ideen zu Unchained Robotics, einem Online-Robotikmarkplatz und -Systemintegrator.
3. Kuriose Argumente im Bietergefecht
Im Bietergefecht tauchten am Ende kuriose Argumente auf. Franka Emika-Technologie könne in der Waffenproduktion eingesetzt werden. Das Portal Business Insider bezieht sich auf eine Analyse und schreibt: „Franka Emika sei Entwickler von Robotern, die „besonders konstruiert für die Handhabung hochexplosiver Stoffe“ (Anm. der Redaktion es gibt keinen Ex-Schutz für den Roboter) seien.
Zudem erstelle das Unternehmen Technologien „für den Bereich Dual-Use“, die also sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden könnten. (Anm. der Redaktion, das gilt wohl für jeden Roboter) „Als Beispiele für den Bereich Dual-Use kann etwa die Produktion kritischer Wehrtechnologie (insbesondere Drohnen oder autonome Montage von Feuerwaffen)“ genannt werden, so die Anwälte. Des Weiteren würden „die Produkte des Unternehmens auch im Bereich Raumfahrt und Luftfahrt verwendet, etwa für die autonome Produktion von Kleinstsatelliten oder autonomen Flugsystemen“. Angesichts der guten Beziehungen Chinas zu Russland bestehe deswegen die Gefahr, dass die Produkte des Unternehmens im Ukrainekrieg eingesetzt werden.“ Würden wir dieser Argumentation folgen, dann dürften wir keine Forschungskooperationen mit China mehr eingehen, keine Geschäfte mehr mit dem Reich der Mitte machen.
4. Der Vergleich mit Kuka hinkt
Franka Emika = Kuka. Nein, der Vergleich hinkt. Die Patente von Franka Emika haben sicher einen Wert, aber Kuka-Systeme waren weltweit verbaut, das Unternehmen war im Markt etabliert, begehrt bei Kunden aus vielen Industrien.