Worum es geht
Gerade für Neueinsteiger in der Robotik-Automatisierung kann die Fülle des Angebots einschüchternd sein. Online-Marktplätze für Cobots, Kameras und Greifer können ein guter Einstiegspunkt sein, um sich durch Tools wie Konfiguratoren einen Überblick zu verschaffen oder sich direkt bei der Auswahl eines Systems beraten zu lassen. Kollege Roboter stellt in lockerer Reihenfolge die wichtigsten Online-Marktplätze für Robotik vor. Heute: Unchained Robotics.
Wer ist der Kopf dahinter?
Der in Paderborn geborene und aufgewachsene Mladen Milicevic hat Unchained Robotics 2019 gemeinsam mit Kevin Freise gegründet. Milicevic hat schon vor seinem Studium des Wirtschaftsingenieurswesens angefangen, als Freelancer im Bereich Vertrieb/Marketing zu arbeiten. "Die Produktionshallen waren immer schon ein Teil meines Interessensfeldes und so habe ich auch bei Diebold Nixdorf Produktionsprozesse mit Technologie verbessert", erzählt er. Diese Erfahrung in Produktionshallen führten ihn nach China, wo er Logistikprozesse eines deutsch-chinesischen Joint Ventures optimiert hat. In China entstanden die ersten Ideen zu Unchained Robotics.
Wie kam es zur Entwicklung des Marktplatzes?
Nach seinem Studium zum Wirtschaftsingenieur hat Mladen Milicevic ein halbes Jahr in China gearbeitet: "Dort hab ich gesehen, wie pragmatisch die Chinesen an das Thema Automatisierung herangehen", erzählt er. Das führte Ende 2018 zur Gründung des Unternehmens Unchained Robotics und 2020 zum gleichnamigen Marktplatz, mit dem Ziel, Robotik und Automatisierung einfacher zugänglich zu machen. "Wir wollen den Anwendern klarmachen, dass es keine Raketenwissenschaft ist, sondern eher ein Lego für Ingenieure."
Welches Geschäftsmodell steht dahinter?
Unchained Robotics tritt als Generalunternehmer auf und geht dabei auch rechtlich in der Verantwortung. “Das unterscheidet uns grundsätzlich von Marktbegleitern,” so Milicevic. “Wir sehen uns als digitaler Integrator und orchestrieren den ganzen Prozess von der Aufnahme der Anforderungen bis zu Schulungen.” Die konkrete Umsetzung läuft aber über ein Netzwerk an Partnern.
Wer ist die Zielgruppe?
Angesprochen werden die Branchen Automobil, Pharma, Elektrotechnik, Maschinenbau, Lebensmittel, Chemie, Druck und Metall, die auch im Konfigurator als Ausgangspunkt für die Zusammenstellung einer Lösung zur Verfügung stehen.
Welche Tools stehen zur Verfügung?
Zentrales Tool ist ein Online-Konfigurator, der ausgehend von acht Zielbranchen (siehe oben) wesentliche Informationen wie den gewünschten Prozess, Durchsatz, Art des Materials oder Arbeitsraum-Dimension abfragt und daraus Lösungen zusammenstellt, die mitsamt Preis angezeigt werden.
Daneben gibt es einen ROI-Rechner für einen groben Überblick über die Art der Einsparungen, die durch eine Roboter-Lösung erwartet werden kann.
Über eine Online-Chatfunktion steht auch eine schnelle kostenlose Beratung auf Deutsch oder Englisch zur Verfügung.
Werden konkrete Preise angezeigt?
Ja, sowohl für die Einzelkomponenten als auch für individuell zusammengestellte Lösungen sind konkrete Preise verfügbar. “Damit können wir dem Endkunden auch das Gefühl geben, sein Projekt ist bezahlbar", so Milicevic.
Was ist die große Besonderheit des Angebots?
Milicevic: "Es ist richtig, dass wir ein Marktplatz sind, aber die dahinterliegenden Prozesse sind für uns ein extrem wichtiger Punkt: die Orchestrierung, welcher Partner, welche Auswahl, welche Komponente, zum besten Kosten-Nutzen-Verhältnis führt."
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Was ist alles im Angebot?
Die Website listet mehr als 40 Hersteller von Cobots, Greifern, Kameras und anderen Komponenten sowie Dienstleistungen aus dem Roboter-Umfeld. Darüber hinaus gibt es Leasing-Möglichkeiten, die Unchained Robotics in Kooperation mit der Deutschen Vermögensberatung anbieten.
Wie entwickelt sich das Portal?
"Wir sind im November 2020 mit den ersten fünf Partnern online gegangen. Mittlerweile sind auf dem Marktplatz mehr als 40 Partner vertreten. In diesem Zeitraum haben wir auch über 30 Kunden bedient", erläutert Mladen Milicevic.
Wie sieht die weitere Entwicklung in der Robotik aus?
Milicevic, sieht vor allem Player wie Wandelbots in Deutschland oder Ready Robotics in den USA im Kommen, die ein einheitliches Betriebssystem für Roboter aufbauen wollen: "Das wird dem Endkunden letztlich ein mehr an Flexibilität geben, wenn er sich nur noch an eine Programmierschnittstelle gewöhnen muss." Dass die Roboterhersteller diesem Thema naturgemäß eher kritisch gegenüberstehen, sei klar - "aber das ist, was der Endkunde fordert. Das kann ein großer Türöffner für viele kleiner Anwender sein."
Das letzte Wort
"Aktuell sind Roboter außerhalb von Automobilfabriken noch nicht sehr verbreitet. Deutschland ist in weiten Teilen noch nicht automatisiert", so Unchained-Robotics Gründer Mladen Milicevic. "Das heißt, wir werden von Anwenderseite sehr viele Neueinsteiger haben, für die wir die Einstiegshürden möglichst niedrig halten müssen."