Ein Erfahrungsschatz an Routine bietet also Sicherheit und stellt eine wesentliche Erleichterung im beruflichen wie privaten Alltag dar. Wenn man alles, was man tut, permanent hinterfragte, käme man sicherlich gar nicht mehr zum Handeln.
Doch wer regelmäßig die gleichen Abläufe vollzieht, wer ständig auf das angeeignete Wissen vertraut, bekommt es auch mit den Nebeneffekten von Routine zu tun: es kann langweilig werden, kann in Richtung Monotonie gehen. Daher stellt Routine eines der beharrlichsten Innovationshemmnisse dar. Gewohnheiten können also sozusagen auch „gefährlich“ werden, wenn sie eine Resistenz gegen Veränderungen auslösen. Durch zwanghaftes Festhalten an eingeschliffenen Denk- und Verhaltensmustern etablieren sich die „Das haben wir immer schon so gemacht”- und „Das ist eben so”-Sätze in unserem Denken, die erheblich dazu beitragen, dass sich bald gar nichts mehr bewegt.
Was sich auf der persönlich-individuellen Ebene des einzelnen Menschen abspielt, gilt auch für Systeme und Organisationen: In ihnen sind zahlreiche Gewohnheiten am Wirken: installierte Abläufe, wiederkehrende Reaktionsmuster, offizielle und implizite Grundannahmen, was in dieser Organisation bzw. in dieser Branche üblich ist, was immer so und so gemacht wird, was nie gemacht wird, was sich nicht gehört. Wenn Routinen innerhalb einer Organisation implementiert werden, zum Beispiel auch durch Trainings, Leitlinien, Handbücher und wiederkehrende Rituale wie Jours fixes, so ist dies durchaus praktisch. Denn Alltägliches lässt sich so großen Aufwand erledigen, die Prozessabläufe und Entscheidungsprozesse werden durch Routinen schneller. Dies kann einen klaren Wettbewerbsvorteil darstellen und zur Steigerung der Wertschöpfung beitragen.
Doch diese Vorteile können auch zum Nachteil werden, wenn Routinen eine zu starke Eigendynamik entwickeln, die dann zuweilen auch gegen die aktuelle Erkenntnis und ökonomische Vernunft läuft: „Wir machen das hier eben so, schon immer. Das ist halt so!“ Dann werden Routinen beibehalten, obwohl sie mittlerweile eher schädlich sind, weil ausgeblendet wurde, dass eine seinerzeit gute Vorgehensweise zu den sich weiter entwickelten aktuellen Rahmenbedingungen gar nicht mehr passt und daher überholt ist.