Der rechtliche Rahmen lässt den Anwendern hier Spielraum, wie Otto von der RWTH Aachen erklärt: „Es gibt in Deutschland und der EU kein Gesetz, dass den Einsatz von Bioschmierstoffen dezidiert vorschreibt.“ Allerdings gilt in Deutschland das Wasserhaushaltsgesetz. Es schreibt vor, das alles zu tun ist, damit kein Mineralöl in den Boden gelangt. Jedoch verpflichtet es niemanden, in sensiblen Bereichen Bioschmierstoffe einzusetzen.
Jedoch gibt es Zertifikate, die im Bereich Forstwirtschaft eine Holzernte mit biobasierten Schmierstoffen belegen. Darin liegen auch schon Hinweise auf eine verbreitete Anwendung im Bereich des Sägeketten-Öls von Motorsägen sowie Vollertern genannte Maschinen aus der Forstwirtschaft.
Bioöl bedient einen kleinen Markt
Zur aktuellen Situation des Marktes referierte Dr. Rainer Busch von dem noch jungen Unternehmen T+I Consulting aus Baden-Baden: In Deutschland werden hierzu vornehmlich Raps- und Sojaöl produziert. Andere Rohstoffe wie Palmöl, Palmkernöl, Sonnenblumenöl sowie Kokosöl gelangen durch den Import in die Bundesrepublik. Etwa 5,1 Millionen Tonnen Pflanzenöl wurden im Jahr 2015 produziert. Zusätzlich importierte Deutschland drei Millionen Tonnen. Dem gegenüber stehen 2,3 Millionen Tonnen ausgeführte Pflanzenöle. Damit liegt die Inlandverfügbarkeit bei 5,8 Millionen Tonnen. Ein Anteil von etwa einer Million Tonnen wandert in die chemische Industrie. Pflanzenöle sind dort teilweise Grundstoff für Reinigungsmittel, Schmierstoffe, Lacke und Farben sowie Polymere und weitere Anwendungen.
An den meisten Schmierstoffen haben die biobasierten Öle einen Anteil von etwa ein bis zwei Prozent, so Busch. Ein wesentlich höherer Anteil findet sich mit 50 Prozent bei Sägekettenöl zur Schmierung von Motorsägen im forstlichen Bereich. Auch beim Hydrauliköl zur Übertragung von Kräften findet sich ein leicht erhöhter Anteil von drei bis vier Prozent. 2011 wurden 23.000 Tonnen Pflanzenöle in Schmierstoffen verwendet. Diese Menge erhöhte sich auf 40.000 Tonnen im Jahr 2014. Dabei wird der größte Anteil von Palm- und Palmkernöl gestellt, gefolgt von Rapsöl und chemischen Fetten.
Ökologie und Wirtschaftlichkeit sind kein Widerspruch
Ein Schwerpunkt auf der Bioschmierstofftagung war neben den allgemeinen Aspekten der Nachhaltigkeitsgedanke. Hierzu stellte Otto Botz von Rowe Mineralölwerken aus Worms einen Schmierstoff vor, der auf der eigens entwickelten Sonnenblume High-Oleic-Sunflower basiert. Dabei handelt es sich um eine Sonnenblumenzüchtung mit einem speziellen Fettsäurespektrum. So kann der Einsatz von fossilen Rohstoffen vermieden kann. Auch besitzt er einen regionalen Ursprung in Deutschland und lässt sich auf einem kurzen Weg zur Bioraffinerie transportieren. Für Schmierstoffanwendungen ist dieser Rohstoff besonders ergiebig und die Pflanze benötigt nur eine geringe Stickstoffdüngung. Im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens wirkt sich das positiv auf die Treibhausgasbilanz aus.
In diesem Kontext erklärt der Industriemanger aus dem Mittelstand Botz seine Anforderungen an einen nachhaltigen Schmierstoff, indem er zwischen Ökologie und Ökonomie unterscheidet. Für die ökologischen Kriterien beschreibt Botz die Basis auf nachwachsenden Rohstoffen, eine biologische Abbaubarkeit sowie geringe Toxizität. Ökonomische Parameter sind in dieser Erklärung verlängerte Ölwechselintervalle, Wirkungsgradverbesserung sowie eine geringe Toxizität.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, haben die Rowe Mineralölwerke ein Produkt auf Basis der Sonnenblumenzüchtung im Programm. Es handelt sich dabei um ein Hydraulik-Öl vornehmlich für Indooranwendungen wegen seines Temperaturverhaltens. Dabei gibt es Freigaben der Spritzgießmaschinen Engel sowie Netstal im Bereich Hydraulik und bei Arburg für Getriebeöle. Hierzu stellt Bolz fest: „Das Produkt hat Eingang bei namenhaften Maschinenbauern gefunden.“