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Innovationen zur Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeit und technologischen Souveränität werden im Rahmen des multinationalen EPIIC-Programms erforscht, an dem Airbus Defence and Space beteiligt ist. (Bild: Airbus)

Stellen Sie sich Tony Stark vor, wie er in seinem ikonischen Iron-Man-Anzug durch die Lüfte schwebt und auf jeden Befehl mit einer nahtlosen Mischung aus futuristischer Technologie reagiert.
Und nun stellen Sie sich das Cockpit eines Kampfjets von morgen vor.
Es ist eine Hightech-Station, in der die Piloten adaptive Mensch-Maschine-Schnittstellen und immersive Displays nutzen. Ein digitaler Assistent liefert Informationen in Echtzeit, während ein am Helm befestigtes System kritische Informationen und Missionsdaten in das Sichtfeld des Piloten projiziert. Über Gestensteuerung kann er unter anderem ein Update von der Bodenkontrolle bestätigen und Aufgaben an eine unbemannte Plattform delegieren. Zusätzlich vermittelt die Vibration des Steuerknüppels dem Piloten ein intuitives Gefühl für die Triebwerksdrehzahl und die Flugbedingungen. Diese Verschmelzung von Technologien sorgt für ein reibungsloses, reaktionsschnelles Erlebnis, das die Magie von Starks Anzug widerspiegelt.

Forschung und Entwicklung für europäische technologische Souveränität

Dies ist keine Hollywood-Phantasie mehr. Die Reise ins Cockpit der Zukunft hat längst begonnen. Zum einen durch die Hände und Augen der Testpiloten von Airbus Defence and Space. Einer von ihnen, José Ramón Asensi Miralles, befindet sich heute im Future Air Capabilities Prototyping Lab auf dem Airbus-Gelände in Getafe, Madrid. Der Testpilot testet eine brillenbasierte Lösung, die die Gesten des Piloten erkennt, um mit verschiedenen Systemen in einem Kampfflugzeug zu interagieren.

Die heutigen Tests sind Teil des Projekts Enhanced Pilot Interfaces & Interactions for Fighter Cockpit (EPIIC), das vom Europäischen Verteidigungsfonds (EDF) unterstützt wird. Airbus ist einer der Hauptpartner. Ziel des Projekts ist es, die europäischen Verteidigungskapazitäten zukunftssicher zu machen, indem Piloten die Werkzeuge an die Hand gegeben werden, die sie benötigen, um ihre Arbeit im Cockpit während militärischer Luftoperationen zu optimieren.
EPIIC wird von Thales koordiniert und erforscht Technologien wie virtuelle Assistenten, adaptive Mensch-Maschine-Schnittstellen, Großbild- und Helmdisplays sowie Cockpit-Interaktionen. Diese Innovationen befinden sich in einem frühen Stadium der technologischen Reife und sind plattformunabhängig: Technologien, die für jedes europäische Kampfflugzeug der nächsten Generation geeignet sind.

Airbus ist führend in der EPIIC-Säule für innovative Interaktionsmodalitäten. "Diese reichen von der Verwendung von Sprachbefehlen und Sprachsynthese bis hin zu gestenbasierten Interaktionen und Eye-Tracking. Jede neue Funktion muss den Piloten unterstützen und stärken", sagt Belén Calleja, Projektleiterin für drei EDF-Programme bei Airbus Defence and Space.

Verbesserung des Situationsbewusstseins für schnellere Reaktionen

Der Testpilot erklärt, dass das Ziel der heutigen Tests darin besteht, „die Entwicklung eines Systems zu validieren, das Gesten wie Handbewegungen erkennt, ohne auf herkömmliche Knöpfe oder Schalter zurückgreifen zu müssen“.
Diese Interaktionen sollen jedoch nicht die traditionellen Steuerknüppel und Schubhebel ersetzen, mit denen militärische Kampfflugzeuge gesteuert werden. "Dahinter steckt eine Philosophie: HOTAS", sagt er. "Die Gestaltung des Cockpits spiegelt wider, dass die Piloten ihre Hände so oft wie möglich an den Gashebeln und Steuerknüppeln haben sollten, um den Flug nicht zu stören. Wir denken darüber nach, inwieweit es akzeptabel ist, dass das Flugzeug mit den Piloten oder die Piloten mit den Systemen des Flugzeugs sprechen. Zum Beispiel ist es sinnvoll, einen Frequenzwechsel des Fluglotsen mit einer Stimme oder Geste zu akzeptieren, anstatt die Zahlen manuell einzugeben."

Zitat

Innovative Interaktionen im Cockpit könnten die Reaktionen und das Situationsbewusstsein der Piloten optimieren. Dies könnte zu einer besseren Entscheidungsfindung führen. Aber wir müssen diese Technologien intelligent einsetzen.

Marcos Barquero, Testpilot, Airbus Defence and Space

Einsatz von KI für Innovationen in der Verteidigung

EPIIC ist ein Konsortium aus 27 europäischen Unternehmen und akademischen Partnern: ein Innovations-Ökosystem für einen strategisch eigenständigen europäischen Verteidigungssektor. „Es geht darum, die europäischen Streitkräfte dabei zu unterstützen, in immer komplexeren Einsatzgebieten agil und technologisch überlegen zu bleiben“, betont Projektleiter Calleja.
Mehr technologische Autonomie in Europa bedeutet, die Abhängigkeit von Technologien Dritter zu verringern, etwa bei veralteter Avionik. Zu diesem Zweck arbeitet Airbus im Rahmen eines offenen Innovationskonzepts mit Multiverse Computing zusammen, einem Anbieter von Lösungen für künstliche Intelligenz. Diese Zusammenarbeit kombiniert das Fachwissen von Airbus im Bereich der Pilotenschnittstellen mit der Expertise von Multiverse bei der Entwicklung von Algorithmen für das maschinelle Lernen in Quantenform und von effizienten Modellen für große Sprachen. "Dies wird uns helfen, einen effizienteren Algorithmus zur Erkennung von Pilotengesten zu entwickeln, der im Vergleich zu herkömmlichen Strategien weniger Energie und Leistung verbraucht und die Anforderungen an die Verarbeitungseinheit reduziert", sagt Calleja.

FCAS in Sicht

Die Airbus-Teams arbeiten bereits an der zweiten Phase des Projekts. Bis zum Ende dieser Phase im Jahr 2026 werden die vielversprechendsten Ergebnisse von EPIIC für eine Demonstration und Erprobung in Betracht gezogen. Dies schließt eine mögliche Validierung in simulierten und realistischen Betriebsumgebungen ein.
Wenn die EPIIC-Teams in die Zukunft blicken, verschwimmen die Grenzen zwischen Science Fiction und Realität. Die futuristischen Technologien, die Tony Starks Iron-Man-Anzug antreiben - wie virtuelle Assistenten, adaptive Schnittstellen und Gestensteuerung - könnten auch in den Cockpits der nächsten Generation von Kampfflugzeugen Einzug halten, etwa im Future Combat Air System (FCAS), das von Frankreich, Deutschland und Spanien entwickelt wird. Diese Technologien werden dazu beitragen, eine starke und autonome europäische Verteidigung aufzubauen. In Starks eigenen Worten: "Es kommt nicht auf den Anzug an, sondern darauf, was man damit macht."

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