Deepseek

Der Aufstieg von DeepSeek V3: Im Schatten technologischer Giganten erhebt sich eine neue Dominanz. (Bild: Dall-E)

Ein chinesisches Start-up sorgt mit seinem KI-Modell für Aufsehen, da es mit deutlich geringerem Aufwand Ergebnisse erzielt, die sonst riesige Rechenzentren wie die von ChatGPT und ähnlichen Plattformen erfordern. Dieser Erfolg hat Anleger nervös gemacht, und vormals gehypte Tech-Aktien wie Nvidia verzeichneten starke Kursverluste.

Nur einen Monat nach der Vorstellung von DeepSeek-V3 präsentierten die Chinesen bereits ein weiteres Large Language Model (LLM) namens DeepSeek-R1. Auch dieses Modell überzeugte in Benchmark-Tests und schnitt teilweise besser ab als etablierte Konkurrenten wie OpenAI’s O1. Die Börsen reagierten heftig: Nvidia verlor am Montag zeitweise über 17 Prozent an Wert – ein Minus von fast 600 Milliarden Dollar – und auch europäische Unternehmen wie Siemens Energy (minus 19 Prozent) und ASML (minus acht Prozent) gerieten unter Druck.

Wie CNBC berichtet, wirft der plötzliche Erfolg von DeepSeek Fragen auf. Es bleibt unklar, wie ein kleines chinesisches KI-Labor in nur zwei Monaten und mit einem Budget von unter sechs Millionen US-Dollar ein derart leistungsfähiges Modell entwickeln konnte. Zudem hat DeepSeek aufgrund der US-Handelsrestriktionen wohl nur eingeschränkten Zugang zu hochleistungsfähigen Chips wie Nvidias H100. Experten vermuten entweder, dass das Unternehmen Wege gefunden hat, diese Exportbeschränkungen zu umgehen, oder dass die Maßnahmen der US-Regierung weniger effektiv waren als angenommen.

Eine wachsende Zahl von Stimmen sieht in DeepSeeks Erfolg eine potenzielle Bedrohung für die bisherige KI-Dominanz der USA. Wie die Webseite Techstartups berichtet, mehren sich die Stimmen, die DeepSeeks unerwarteten Erfolg als Bedrohung für die KI-Dominanz der USA sehen. Ein Angestellter von Meta zeigte sich in einem Foren-Post auf Teamblind.com frustriert über V3 und beschrieb die Nervosität, die bei Meta von DeepSeek ausgelöst wurde:

"Es begann mit DeepSeek V3, das Llama 4 bereits in Benchmarks zurückfallen ließ. Das Ganze wurde noch schlimmer durch das unbekannte chinesische Unternehmen mit einem Trainingsbudget von 5,5 Millionen Dollar." Ingenieure seien "wie verrückt dabei, DeepSeek zu sezieren und alles davon zu kopieren, was sie können. Ich übertreibe nicht einmal."

Kritik und Cyberangriffe

Am 27. Januar, als DeepSeek Auslöser des Börsencrashs war, wurde das Unternehmen direkt Opfer von Cyberangreifern, die seine Server zum Absturz bringen wollten.

„Aufgrund groß angelegter böswilliger Angriffe auf die DeepSeek-Dienste schränken wir die Registrierung vorübergehend ein, um die Kontinuität des Dienstes zu gewährleisten“, teilte das chinesische Unternehmen auf seiner Statusseite mit.

Die unvermeidliche Gegenreaktion ist im vollen Gange. Nachrichtenagenturen, darunter Forbes behaupten, dass DeepSeek-R1 durch Zensur behindert wird und Fragen blockiert, die Kritik an China hervorrufen könnten. Auch die Meme-Maschine in den sozialen Medien läuft auf Volldampf.

Meme DeepSeek
Memes wie dieses kursieren mittlerweile zuhauf im Internet. (Bild: gemeinfrei)

Was ist DeepSeek?

DeepSeek
(Bild: High-Flyer)

DeepSeek ist ein chinesisches KI-Startup, das mit seinem Modell DeepSeek-V3 für Aufsehen sorgt. Dieses Modell wurde mit einem Budget von etwa 5,6 Millionen US-Dollar entwickelt und nutzt rund 2.000 Nvidia-H800-GPUs. Trotz dieser vergleichsweise geringen Ressourcen erreicht es eine Leistung, die mit führenden Modellen wie GPT-4 von OpenAI und LLaMA von Meta konkurriert.  Diese Effizienz stellt die bisherige Dominanz US-amerikanischer KI-Modelle in Frage und könnte den Markt nachhaltig beeinflussen.

Adrianus Warmenhoven, Cybersicherheits-Experte bei NordVPN hat sich hinsichtlich der potenziellen Sicherheitsrisiken geäußert:

„Das Aufkommen von Start-ups wie DeepSeek bietet den Nutzern Chancen, aber es bringt auch Sicherheitsbedenken mit sich. Es ist von entscheidender Bedeutung, Interaktionen mit solchen Plattformen mit einer gewissen Vorsicht anzugehen, insbesondere angesichts der Datenschutzgesetze, die von Land zu Land sehr unterschiedlich sind.“

„DeepSeek ist ein chinesisches KI-Start-up und agiert in einem regulatorischen Umfeld, in dem die staatliche Aufsicht über Daten streng ist. Dies birgt potenzielle Risiken in Bezug auf die Erhebung, Speicherung und Nutzung von Daten.“

„Das KI-Modell von DeepSeek stößt auf immer mehr Kritik, weil es sich verweigert, politische Themen zu behandeln. Dies hat Bedenken hinsichtlich möglicher Voreingenommenheit und externer Einflussnahme auf die Richtlinien zur Moderation von Inhalten der Plattform geweckt.“

„Die Datenschutzrichtlinie von DeepSeek, die auf Englisch verfügbar ist, macht deutlich, dass Benutzerdaten, einschließlich Unterhaltungen und generierte Antworten, auf Servern in China gespeichert werden. Dies gibt Anlass zur Sorge, nicht nur wegen der beschriebenen Datenerfassung – von vom Benutzer geteilten Informationen bis hin zu Daten aus externen Quellen –, sondern auch wegen der potenziellen Risiken, die mit der Speicherung solcher Daten in einem Land mit anderen Datenschutz- und Sicherheitsstandards verbunden sind.“

„Nutzer müssen sich darüber im Klaren sein, dass alle Daten, die mit der Plattform geteilt werden, gemäß den chinesischen Gesetzen zur Cybersicherheit, die vorschreiben, dass Unternehmen auf Anfrage von Behörden Zugang zu Daten gewähren müssen, dem Zugriff durch die Regierung unterliegen können.“

Neue Perspektiven auf den KI-Markt

Man kann aber auch die guten Seiten der Sache sehen, wie es zum Beispiel Professor Geoff Webb von der Monash University in Australien feststellt:

Die Monopolisierung der KI durch eine Handvoll mächtiger Akteure in den USA - die durch die Exportbeschränkungen der Regierung für wichtige Nvidia-Hardware noch verstärkt wird - hindert den Rest der Welt im Wesentlichen daran, an der größten technologischen Errungenschaft seit dem Internet teilzuhaben.

Er fügt hinzu: "Wenn die Behauptungen der Chinesen zutreffen – und diese sind in der Tat immer mit Vorsicht zu genießen, bedeutet dies, dass der US-Technologiesektor nicht mehr die alleinige Kontrolle über KI-Technologien hat, was sie für einen breiteren Wettbewerb öffnet und die Preise senkt, die sie für den Zugang zu ihren Systemen und deren Nutzung verlangen können."

„Abgesehen von den Auswirkungen auf den Aktienmarkt sind die heutigen KI-Technologien US-zentriert und verkörpern die Werte und die Kultur der USA“, fügte Webb hinzu. "Diese neue Entwicklung hat das Potenzial, durch die Entwicklung neuer KI-Systeme mehr Vielfalt zu schaffen. Sie hat auch das Potenzial, KI für Forscher aus der ganzen Welt zugänglicher zu machen, sowohl für die Entwicklung neuer Technologien als auch für deren Anwendung in verschiedenen Bereichen, einschließlich des Gesundheitswesens."

Sie möchten gerne weiterlesen?