Wie Experten die Zukunft der Automatisierung sehen

Simon Schmidt, M.Sc., Stellv. Geschäftsbereichsleiter Automatisierte Intralogistik-, Fertigungs- und Montagesysteme am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA:

Automatisierung ermöglicht uns, den Menschen von unattraktiven Tätigkeiten zu entlasten und ihn stattdessen mit seinen Fähigkeiten gezielt in speziellen Tätigkeitsfeldern einzusetzen. Dadurch führt Automatisierung zu Effizienzsteigerungen und hilft uns, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Darüber hinaus nehmen Anforderungen beispielsweise hinsichtlich Qualität oder funktionaler Sicherheit kontinuierlich zu, worauf Automatisierung Antworten bietet.

Prof. Dr.-Ing. Stefan Wagenpfeil, Software-Engineering | IT-Management | Gutachter, PFH Private Hochschule Göttingen:

Natürlich verfolgt Automatisierung immer die klassischen Ziele, wie Effizienzsteigerung, Kostenreduktion oder Qualitätsverbesserung. Allerdings werden gerade in der heutigen Zeit zwei Effekte immer relevanter: durch Automatisierung können strukturiert große Mengen an Produktionsdaten gesammelt werden, die dann durch KI-gestützte Prozesse wertvolle Erkenntnisse und Optimierungspotenziale liefern. Außerdem ermöglicht Automatisierung eine flexible und schnelle Reaktion auf sich ändernde Rahmenbedingungen, wie z. B. neue Technologien, Standards oder Verfahren.

Christian Berger, Head of New Technologies and Digitalization, Process Engineering Operations Dortmund, WILO SE:

Ich sehe insbesondere I(I)OT Plattformen als relevant an, da sie das Element sind, um aus Rohdaten schnell Erkenntnisse und Handlungsanweisungen gewinnen zu können. Wir erleben aber auch, dass durch Supervised Learning insbesondere in der bildverarbeitenden Qualitätssicherung große Potentiale gehoben werden können. Auf Basis konsistenter Informationen bieten darüber hinaus die Large Language Modelle und Generative KI hervorragende Möglichkeiten, Suchvorgänge in Dokumenten zu beschleunigen bzw. Assistenzsysteme aufzusetzen.

Felix Kranert, Head of Offer Marketing IA DACH, Schneider Electric:

Alle, die dazu beitragen, dass Maschinen und Anlagen flexibler werden. Dazu benötigen wir verschiedene Bausteine. Leistungsfähige Steuerungstechnik, die mit offenen Standards arbeitet, um Applikationscode wiederverwenden zu können. Software-Tools, die sich der vielen Daten bedienen, die in einer Industrieanlage anfallen, und diese dann nutzen, um Prozesse in Echtzeit zu optimieren. Und nicht zuletzt Robotik, die einen großen Teil dazu beiträgt, um Aufgaben vollständig autark ablaufen zu lassen.

Dr.-Ing. Tobias Hallmann, Head of Global Industrial Engineering, Egeplast:

Durch Automatisierung können Unternehmen ihre Effizienz steigern und Produktionsprozesse effektiv skalieren. Das trägt zur Kostensenkung und einer Erhöhung der Innovationsfähigkeit bei. Die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit treibt nicht nur einzelne Unternehmen voran, sondern kurbelt die gesamte Wirtschaft an. Sie schafft Arbeitsplätze in technologieintensiven Branchen, stärkt die globale Wettbewerbsfähigkeit und fördert das langfristige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts.

Manfred Walter, Produktmanagement Registrierung/ Messumformer/SPE, JUMO GmbH & Co. KG:

Durch den Einsatz der Single Pair Ethernet Technologie auf der Sensorebene ist nun eine durchgängige Ethernet-Kommunikation von der Feldebene in alle Ebenen der Automatisierungspyramide bis hin in die Cloud möglich. So werden die wichtigen Sensordaten digital und damit hochgenau ohne weiteren Medienbruch in allen Ebenen der Pyramide verfügbar gemacht. So können sogenannte Multiparameterdaten der Sensoren, sowie Metadaten über den Zustand der Sensoren für SPS-Steuerungen, aber auch für SCADA-Systeme, Cloud-Lösungen sowie Predictive Maintenance Software und der Software für Anomalie-Erkennung bereitgestellt werden.