3 Fragen an ...

Felix Kranert, Director Offer & Segment Marketing IA DACH Europe Operations bei Schneider Electric

Felix Kranert
Felix Kranert ist einer der Referenten bei der ersten Automation NEXT Conference, die am 18. November in Ludwigsburg stattfindet.

Wir haben die Referenten der 1. Automation NEXT Conference im Vorfeld der Veranstaltung am 18. November in Ludwigsburg zu ihren Themen befragt, und sie haben geantwortet.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit in der Industrie messbar machen – und wo beginnt ein echter Business Case?

Einzelaspekte lassen sich teils sehr einfach quantifizieren. Zum Beispiel durch die Energie- oder Materialeinsparung pro gefertigtem Produkt. Und hier beginnt auch schon der echte Business-Case. Die Industrie tickt stark rational und zahlengetrieben. Jedes Unternehmen muss mehr Geld einnehmen, als es ausgibt. Deshalb muss jedes Vorhaben hin zu mehr Nachhaltigkeit auch einen wirtschaftlichen Anreiz bieten. Das können z.B. Einsparungen sein oder auch die Eröffnung neuer Geschäfts- und Tätigkeitsfelder.

Automation NEXT Conference

Automation NEXT Conference

Entdecken Sie die Zukunft der Automatisierung auf der Automation NEXT Conference. Diese Veranstaltung bringt Branchenexperten zusammen, um über neueste Trends und Technologien in der Automatisierung zu diskutieren.

Die Themenbereiche umfassen Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Cybersicherheit, Edge Computing, Robotik und nachhaltige Automatisierungslösungen. Die Veranstaltung bietet eine einzigartige Plattform für Wissensaustausch, Netzwerken und Inspiration für Fachleute aus der Automatisierungsbranche.

Interessiert? Dann melden Sie sich gleich an! Hier gibt es weitere Informationen Automation NEXT Conference.

Welche Rolle spielt Automatisierung konkret beim Erreichen von ESG-Zielen in der Produktion?

Automatisierung kann helfen, effizienter zu produzieren, also die Ressourcen zu schonen. Zum Beispiel auch, indem menschliches Versagen ausgeschlossen wird und infolgedessen weniger Ausschuss produziert wird.
Und gleichzeitig eröffnet die Automatisierung ganz neue Möglichkeiten. Wir arbeiten seit einiger Zeit mit dhp technology aus der Schweiz zusammen. Das Unternehmen baut Solarfaltdächer, die unter anderem über Parkplätzen oder Kläranlagen zum Einsatz kommen und eine echte Doppelnutzung der Flächen ermöglichen. So wird eine Kläranlage vom Energie-Großverbraucher zum eigenen Energieversorger. Der Faltmechanismus basiert auf Seilbahntechnik und spart ca. 50 % Material im Vergleich zum statischen Aufbau von PV-Parks. Dank Automatisierung können die PV Module per Knopfdruck eingefahren werden und die Fläche ist weiterhin mit schwerem Gerät (z.B. für Umbauten) zugänglich. Der integrierte Algorithmus fährt das Faltdach bei starkem Wind, Hagel oder Schneefall automatisch in eine geschützte Position. So bleiben die Module unbeschädigt bzw. schneefrei und werden mit den ersten Sonnenstrahlen automatisch wieder ausgefahren.

Was entgegnen Sie Unternehmen, die Nachhaltigkeit noch immer als 'Kostentreiber' sehen?

Was für die einen ein Kostentreiber ist, kann für die anderen das größte Optimierungspotenzial bieten. Jeder Betrieb hat eine andere Ausgangssituation. Das fängt bei der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an und hört bei den finanziellen Möglichkeiten auf. Es ist unmöglich, einen pauschalen Blueprint zu finden, der diesem komplexen Thema gerecht wird. Die Strategie zu mehr Nachhaltigkeit muss maßgeschneidert sein.
Deshalb muss jedes Unternehmen analysieren, in welchen Bereichen der größte Effekt erzielt werden kann. Wo in der Wertschöpfungskette wird die meiste Energie benötigt? Wo das meiste Material eingesetzt? Wenn hier Einsparungen erzielt werden können, hilft das ja nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel.

Bei Schneider Electric sind die meisten Emissionen vorgelagert. Sie entstehen - und das ist typisch für Unternehmen unserer Art - außerhalb von unseren eigenen Standorten und Fabriken.

Deshalb haben wir das „Zero Carbon Project“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, unseren 1000 wichtigsten Zulieferern dabei zu helfen, effizienter zu wirtschaften. Sie sind nämlich verantwortlich für bis zu 70 % unserer Emissionen.

Parallel arbeiten wir aber auch daran, dass unsere Standorte CO₂-frei operieren. Einer der knapp 80 Standorte, wo das heute schon der Fall ist, ist unsere Fabrik im französischen Le Vedrauil. Seit 2017 wurde der Standort, an dem wir Schütze und Frequenzumrichter produzieren, zur Smart Factory umgebaut. Zentraler Teil der Modernisierungsstrategie war und ist die Verfügbarkeit von Daten. Daraus können Kausalitäten aufgezeigt werden, die man vorher nicht oder nur vage bestimmen konnte. Aus diesem Wissen lassen sich dann nämlich auch Maßnahmen ableiten, die richtig Wirkung zeigen.

Und wen das nicht überzeugt, dem empfehle ich noch einen Blick auf die Entwicklung des Aktienkurses von Schneider Electric. Wir haben seit über 15 Jahren eine unternehmenseigene Strategie zum Thema Nachhaltigkeit und inzwischen eine führende Rolle eingenommen. Für unser Engagement wurden wir vielfach ausgezeichnet. Zum Beispiel vom World Economic Forum oder dem Time Magazine, das uns 2024 gemeinsam mit Statista zum nachhaltigsten Unternehmen der Welt ernannt hat.