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Die Maschinenbaubranche in der Türkei litt 2013 unter den real rückläufigen Investitionen des Privatsektors. Besonders schwach war die Nachfrage nach Kunststoffmaschinen. Doch die Betriebe werden angesichts des zunehmenden Wettbewerbs gezwungen, ihre Produktionsprozesse zur rationalisieren – so ist mittelfristig mit einem verstärkten Bedarf an Maschinen, Anlagen und moderner Technik zu rechnen. Auch die Ausweitung der Produktionskapazitäten in der Automobil-, Elektro- oder Kunststoffindustrie führen zu einer wachsenden Nachfrage. Etwa zwei Drittel der benötigten Maschinen werden eingeführt, die meisten aus Deutschland. Der jährliche Importwert liegt bei 25 Milliarden US-Dollar. Die Regierung fördert den lokalen Maschinenbau in besonderem Maße. Die Branche zählt 12.000 Betriebe und beschäftigt 180.000 Arbeitskräfte, schrieb Germany Trade & Invest (gtai) im Frühjahr 2014.

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Trotz der Investitionszurückhaltung waren die türkischen Exporte wieder im Aufwind. Sie stiegen im 1. Halbjahr 2014 mit einem Plus von 6,7 % deutlich stärker als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (1,3 %). Demgegenüber gingen die Importe im genannten Zeitvergleich um 4,8 % zurück. Kraftfahrzeuge, Maschinen und Anlagen sowie Eisen und Stahl waren – wie schon in den Vorjahren – die wichtigsten Exportgüter der Türkei.

Nach Regionen aufgeteilt gingen die türkischen Exporte im 1. Halbjahr 2014 zu 43,4 % in die EU (ein Plus von 13,8 % gegenüber dem Vorjahr). Überdurchschnittliche Steigerungsraten verzeichneten auch die türkischen Exporte in die anderen Länder Europas, die nicht EU-Mitglied sind. Die Exporte in sonstige Länder zeigten dagegen einen rückläufigen oder stagnierenden Trend. Denn die politischen Unruhen in vielen Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas wirkten sich negativ auf die türkischen Ausfuhren aus.

Wichtigster Abnehmer türkischer Produkte war mit Abstand Deutschland. Die türkischen Lieferungen nach Deutschland stiegen um mehr als 16 %. Irak stand auf dem zweiten Platz (+6,4 %), gefolgt vom Vereinigten Königreich (+20,9 %) und Italien (+10,0 %). Die negativen Effekte der Irak-Krise auf die türkische Exportwirtschaft dürften sich erst in der zweiten Jahreshälfte 2014 voll bemerkbar machen, meint gtai.

Deutschland ist drittgrößter Lieferant der Türkei

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Deutschland ist weiterhin ein wichtiger Handelspartner für die Türkei. Bild: JENS – Fotolia

In der Aufschlüsselung der türkischen Importe nach Lieferländern nahm im 1. Halbjahr 2014 Russland die Spitzenstellung ein, noch vor China und Deutschland. Die türkischen Bezüge aus Russland, die größtenteils aus Erdgaslieferungen bestehen, stiegen gegenüber dem 1. Halbjahr 2013 um knapp 11 % auf 13,1 Milliarden. US-Dollar. Die Bezüge aus China und Deutschland gingen jedoch zurück. Weitere wichtige Lieferländer waren die USA, Italien und Iran. Neben Energie waren Maschinen und Anlagen, Eisen und Stahl, Ausrüstungen der Elektrotechnik und Elektronik sowie Kfz und -Teile die wichtigsten Importgüter der Türkei.

Fraglich ist, ob die Türkei ihre geplante Rolle als Schnittstelle zwischen den europäischen Absatzmärkten und den energiereichen Ländern im Nahen Osten und Zentralasien angesichts der umliegenden Krisenregionen tatsächlich ausbauen kann. Als Transitland wird sie vor allem für den Erdgastransport immer wichtiger. Zwei Großprojekte für die Gasdurchfuhr nach Europa sind geplant. Das Oxfordinstitut für Energiestudien an der Universität Oxford bescheinigt der Türkei laut gtai gute Chancen auf den Aufstieg zu einer regionalen Energiedrehscheibe. Nach Herstellung der notwendigen Infrastruktur und der institutionellen Voraussetzungen könnte der jährliche Erdgashandel 100 Milliarden Kubikmeter erreichen.

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Zahlen, Daten, Fakten

Deutsche Exporte in die Türkei: 21,5 Milliarden Euro – davon Maschinen im Wert von 3,9 Milliarden Euro.

Maschineneinfuhren der Türkei: Insgesamt importierte die Türkei 2013 Maschinen im Wert von gut 18 Milliarden Euro. Größtes Lieferland war dabei Deutschland, mit einem Anteil von 21,8 Prozent. China hatte einen Anteil von 13,1 Prozent an den Maschinenlieferungen in die Türkei. Italien konnte immerhin noch 12,8 Prozent der Maschinenlieferungen für die Türkei bestreiten.

Starke Abhängigkeit von Energieimporten

Auf der Importseite stellen die hohen Bezüge von Erdöl und Erdgas allerdings eine starke Belastung für die türkische Handelsbilanz dar. Diese Einfuhren betrugen im 1. Halbjahr 2014 insgesamt 27,4 Milliarden US-Dollar. In ihrem mittelfristigen Wirtschaftsprogramm geht die türkische Regierung bis 2015 von einem weiteren Anstieg dieser Importe aus. Zum Abbau der hohen Abhängigkeit von importierten Energieträgern treibt die Regierung zahlreiche Projekte zur Energiegewinnung aus regenerativen Ressourcen sowie aus Wasserkraft und Kohle voran.
Auch die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen (Wind, Solar, Geothermie, Wasserkraft) und aus der lokal reichlich verfügbaren Braunkohle soll gesteigert werden. Zahlreiche Windkraftanlagen befinden sich im Bau. Die Vergabe neuer Solarenergielizenzen steht 2014 an. Ferner befinden sich drei Kernkraftwerke in der Planung. Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ergriffen, um den Energieverbrauch in der Industrie und der privaten Haushalte zu senken.

Autorin: Ingrid Fackler, Redaktion

Interview mit Sevda Kayhan Yilmaz, MAIB

Sevda Kayhan Yilmaz ist Vorstandsmitglied der türkischen Union der Maschinenexporteure MAIB.

Sevda Kayhan Yilmaz ist Vorstandsmitglied der türkischen Union der Maschinenexporteure MAIB.

Für 2014 hat die Türkei ein Wirtschaftswachstum von vier Prozent prognostiziert. Ist das realistisch?
Die Wirtschaftswachstumsrate der Türkei hat in den letzten Jahren für Furore gesorgt. Prognosen ausländischer Rating-Agenturen und reale Wachstumsraten unterschieden sich deutlich. Laut statistischem Amt der Türkei ist das BIP bei konstanten Preisen in 2013 um 4 Prozent gestiegen. Die türkische Wirtschaft ist im 1. Quartal des Jahres 2014 über den Erwartungen um 4,3 Prozent gewachsen. Für das vierte Quartal 2014 erwarten wir trotz der sogenannten steigenden politischen Risiken sowie strengerer Monetärpolitik ein Wachstum. Diese Annahme wird begünstigt dadurch, dass die Wirtschaften der USA und der EU-Länder sich wieder beleben, die verbesserte Zinspolitik trägt hierzu bei.

Die innenpolitischen Spannungen in der Türkei haben 2013 viele Investoren verschreckt. Hat sich die Lage 2014 gebessert?
Trotz innenpolitischer Turbulenzen, die sich nach den Wahlen wieder gelegt haben, ist die Zukunftsperspektive positiv, insbesondere bei Investitionen und Profitabilität der Betriebe. Als der wirtschaftliche Aufschwung sich verlangsamte, widmeten sich die Wirtschaftsakteure den Themen Kostenoptimierung, Profitabilität und verbesserten Rahmenbedingungen. Insgesamt gehen wir davon aus, dass im 3. und 4. Quartal 2014 ausländische Investitionen, wie auch in 2013, trotz der politischen Spannungen, weiter steigen werden.

Was unternimmt die türkische Regierung, um mehr Investoren ins Land zu holen?
Das positive Investitionsklima wird begünstigt durch lockere gesetzliche  Rahmenbedingungen. So zum Beispiel sind ausländischen Investoren mit inländischen gleichgestellt. Die Prozedur etwa einer Firmengründung ist sehr einfach und stellt keine bürokratische Hürde dar. Die ständige Verbesserung von Rahmenbedingungen wird dazu führen, dass mehr Investoren gewonnen werden können. Im internationalen Vergleich existieren in der Türkei wachsende Branchen, die für Investoren attraktivere Gewinnmöglichkeiten anbieten. Dies lädt förmlich zu ausländischen Investitionen ein.

Die Türkei ist, besonders was Energie angeht, stark von Importen abhängig. Gibt es Bestrebungen, das Land zum Beispiel durch erneuerbare Energien autark zu machen? Und wenn, welche Energieformen sind das?
Die Importabhängigkeit im Energiesektor der Türkei ist derzeit sehr hoch. Aus diesem Grund wird seitens der Regierung ein Plan erarbeitet, die Abhängigkeit zu reduzieren. Der Trend hier geht ganz klar in Richtung erneuerbare Energien. Bis 2023 soll der Anteil der erneuerbaren Energien in der Türkei die 30-Prozent-Marke erreichen. Die Grundvoraussetzungen für das Erreichen dieses Ziels durch Wind-, Hydro-, Geothermal- und Sonnenenergie ist geografisch und klimatisch vorhanden. Die Förderkonzepte laufen derzeit auf Hochtouren. Außerdem wurde eine Energiebörse eingerichtet, welche die Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit herstellen soll.

Welche Industriezweige werden in der Türkei besonders von der Regierung unterstützt?
Laut Strategie-Papier der Regierung werden die Maschinenindustrie, Automobilindustrie, Eisen- und Metallindustrie, Haushaltswarenindustrie, Elektrik- und Elektronikindustrie, Textil und Lebensmittel als die Lokomotiv-Sektoren unterstützt. Es gibt sehr individuelle Arten der Förderung je nach Branche und Untersektor. Diese Fördermodelle können bei den verantwortlichen Ministerien angefordert werden. Verantwortlich sind das Wirtschaftsministerium und das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Industrie.

Wie kommt die Türkei in dem Bestreben voran, bis 2023 die Exporte auf 500 Milliarden Dollar zur steigern?
Die 500-Milliarden-Dollar-Marke im Export bis 2023 zu knacken, bedeutet, den derzeitigen Export zu verdoppeln. Dies ist natürlich eine schwierige Aufgabe. Die Türkei ist die 17. größte Wirtschaft der Welt, aber der 31. größte Exporteur. Unser Ziel ist es, in der Exportrangliste ebenfalls unter die Top 10 zu kommen. Hier blicken wir hoffnungsvoll auf den Maschinensektor. Denn hier zeichnet sich eine sehr positive Entwicklung im Bereich der Exportsteigerung ab. 2013 wurden 14 Milliarden Dollar aus Exporten des Maschinenbaus erwirtschaftet. Dies unterstreicht die Bedeutung unseres Sektors. Der Maschinenbau wird diese führende Rolle ausbauen und sowohl die Umsätze, als auch die Exporte weiterhin ausbauen.

Wie sieht es speziell mit der Zusammenarbeit mit Deutschland aus?
Deutschland ist für den türkischen Maschinenbau ein wichtiger Markt. In 2013 wurden Güter in Höhe von 2,2 Milliarden US-Dollar nach Deutschland exportiert. Dies entspricht 16 Prozent des gesamten Maschinenexportes der Türkei. Aus diesem Grund waren wir in 2012 und 2013 präsenter denn je zuvor. Durch Messeteilnahmen, B2B-Veranstaltungen, Konferenzen und Einzelgespräche konnten wir die Wahrnehmung der türkischen Maschinenbauindustrie in Deutschland in Bezug auf Qualität, Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern.
Deutschland ist für die türkische Maschinenbauindustrie nicht nur der wichtigste Exportmarkt, sondern ein Benchmark. Wir möchten von unseren Partnern, Institutionen und den Unternehmen viel lernen und Synergien generieren. In verschiedenster Hinsicht ist die Zusammenarbeit mit deutschen Instituten und Unternehmen unabdingbar. So haben wir schon sehr gute Kontakte zum VDMA, VDW, verschiedenen Industrie- und Handelskammern, Unternehmerverbänden und Ministerien herstellen können, die für nächste Schritte und unsere zukünftigen Vorhaben wichtig sind. Unterstreichen möchten wir unser Kooperationsabkommen mit Verbänden und Clustern wie dem OWL Maschinenbau und dem Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ.
Diese Kooperationen gehen über den Handel hinaus. Besonderer Fokus liegt hier auf der Forschung und Entwicklung, gemeinsamen Projekten und der Bearbeitung von Drittmärkten.
Ich bin der persönlichen Überzeugung, dass die Zusammenarbeit mit Deutschland erst am Anfang steht. Vor genau einem Jahr haben wir, um unsere Präsenz und unser Interesse für den deutschen Markt zu unterstreichen, ein Kontaktbüro in Braunschweig eröffnet. Hierdurch wird die Erreichbarkeit erleichtert und Barrieren wie Sprache oder interkulturelle Differenzen verhindert. Praktisch sind wir als Turkish Machinery direkt im Herzen von Deutschland präsent.

Ist die 4. Industrielle Revolution „Industrie 4.0“ bereits bei türkischen Unternehmen angekommen? Und wenn, welche Maßnahmen werden in den Unternehmen in der Produktion bereits umgesetzt?
Die in der Türkei ansässigen ausländischen Unternehmen und Global Player sind Vorreiter im Bereich der Industrie 4.0. Es gibt aber sehr viele Zuliefererunternehmen, die in diesem Zusammenhang sehr viele Produkte und Dienstleistungen weltweit anbieten. Als Turkish Machinery gibt es mit unseren deutschen Partnern das Vorhaben, Projekte zum Thema Industrie 4.0 zu generieren. In Kürze werden wir hierzu einige Erfolgsstories aus diesem Bereich ankündigen können.

Die Fragen stellte Ingrid Fackler, Redaktion

Was in der Türkei in Sachen Maschinenbau alles voran geht, sehen Sie in folgendem Video:

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