Gun Drone

Drohnen sind in der modernen Kriegsführung eine nicht zu unterschätzende Bedrohung für Soldaten geworden. Effektive Gegenmaßnahmen sind immer noch rar - traditionelle Handfeuerwaffen sind im Einsatz gegen schnelle POV-Drohnen beinahe nutzlos. (Bild: stock.adobe.dom - OMIA)

Jahrzehntelang war Heckler & Koch vor allem eines: Hersteller von Handfeuerwaffen. Doch nun richtet der Mittelständler aus dem Schwarzwald den Blick konsequent nach oben – wortwörtlich. Mit einer KI-basierten Plattform zur Drohnenabwehr erweitert das Unternehmen sein Portfolio in Richtung smarter Verteidigungstechnologien.

Systemdenken statt Einzellösung

Im Zentrum der Neuausrichtung steht ein vernetztes Verteidigungssystem, das sensorische Erfassung, Künstliche Intelligenz (KI) und automatisierte Wirkmittelsteuerung kombiniert. Statt klassischer Waffenmechanik steht bei diesem Ansatz die Integration im Vordergrund: Granatwerfer oder Granatmaschinenwaffen werden auf fahrzeuggestützten Plattformen montiert und mit einer intelligenten Sensorbox kombiniert.

Diese soll mithilfe neuronaler Netze und Echtzeit-Bildverarbeitung autonome Flugobjekte im Luftraum erkennen, deren Bedrohungspotenzial bewerten und eine adaptive Abwehrreaktion steuern. Die Projektile werden so programmiert, dass sie in der Nähe der erkannten Drohne detonieren und eine Splitterwolke aus Schrapnellen erzeugen – ein mechanisches Pendant zur elektronischen Firewall.

Multi-Partner-Architektur mit KI-Fokus

Technologisch setzt Heckler & Koch dabei auf Kollaboration. Der KI-Stack stammt vom Münchner Unternehmen Autonomous Teaming, die Steuerungselektronik der Granaten kommt von Rheinmetall, während die Turmplattform von einem slowenischen Partner beigesteuert wird. H&K übernimmt die Rolle des Systemintegrators – inklusive Schnittstellenmanagement, Endmontage und Finalabstimmung.

„Wir sehen uns nicht mehr als reiner Waffenhersteller, sondern als Systemanbieter“, erklärt CEO Jens Bodo Koch. „Das ist ein Paradigmenwechsel – weg vom Einzelprodukt, hin zur smarten, modularen Systemlösung.“ Erste Schusstests wurden bereits durchgeführt, die Marktreife wird für Ende 2025 angestrebt.

Rüstung trifft Digitalisierung

Mit dem Einstieg in die Drohnenabwehr folgt Heckler & Koch einem breiteren Branchentrend: die Verschmelzung klassischer Wehrtechnik mit disruptiven Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Sensorfusion und Data Processing. Dabei geht es nicht nur um militärische Schlagkraft, sondern auch um Wirtschaftlichkeit. „Die Anforderungen an moderne Einsatzsysteme haben sich grundlegend verändert“, so Koch. „Klassische Lösungen reichen nicht mehr.“

Der Erfolg lässt sich auch in Zahlen ablesen: Mit einem Rekordauftragseingang von 426,2 Millionen Euro (plus 49 Prozent gegenüber 2023) und einem Umsatzplus von fast 14 Prozent positioniert sich das Unternehmen finanziell stärker denn je. Der Gewinn kletterte auf 31,5 Millionen Euro – bei gleichzeitiger Investition in Produktionstechnologien und Schuldenabbau.

Mit rund 1.250 Mitarbeitenden – größtenteils am Standort Oberndorf – wird die Produktion weiter ausgebaut. Die strategische Marschrichtung ist klar: Mehr Technologie, mehr Vernetzung, mehr Systemverantwortung.

Vom Waffenbauer zum Tech-Integrator

Was Airbus für den Luftraum ist, will H&K künftig im bodennahen Gefechtsfeld sein: ein Anbieter intelligenter, KI-gestützter Lösungen für ein neues Verteidigungszeitalter. Die technische Schwelle vom Einzelprodukt zur Systemlösung wurde überschritten – der nächste Schritt führt direkt in die vernetzte Gefechtsarchitektur von morgen.

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