Nur ein Mensch mit Maske - doch das Bild von der LogiMAT 2024 taugt als Symbol für die Ausbreitung der KI in der Intralogistik.

Nur ein Mensch mit Maske - doch das Bild von der LogiMAT 2024 taugt als Symbol für die Ausbreitung der KI in der Intralogistik. (Bild: EuroExpo GmbH)

Unter dem Motto „Passion for Solutions“ eröffnet die LogiMAT das Messejahr 2025 für Logistiker, Systementwickler und Maschinenbauer. „Vor dem Hintergrund der globalen Verwerfungen und der aktuell tiefgreifenden Transformation in Industrie und Handel fällt der LogiMAT in diesem Jahr eine besondere Rolle zu“, urteilt LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty.

Denn während viele Bereiche des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus tief in einer Krise stecken, stellt sich die wirtschaftliche Lage bei der Fertigung von Systemen für die Intralogistik vergleichsweise gut dar. Laut Schätzungen des VDMA soll 2024 das Produktionsvolumen der deutschen Fördertechnik- und Intralogistikbranche rund 27,5 Milliarden Euro betragen haben. Für das Jahr 2023 wird von einem Produktionsvolumen von etwa 27 Milliarden Euro ausgegangen, knapp neun Prozent über dem Vorjahr.

Aktuell sind in diesem Bereich des Maschinen- und Anlagebau rund 137.800 Menschen beschäftigt. Beim Export von entsprechenden Produkten lag Deutschland 2022 mit einem Volumen von knapp 18 Milliarden Euro weltweit auf dem zweiten Platz nach China. Die meisten deutschen Exporte gehen mit rund 2,7 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten.

Michael Ruchty
Zitat

 

 

»Vor dem Hintergrund der globalen Verwerfungen fällt der LogiMAT in diesem Jahr eine besondere Rolle zu«

 

Michael Ruchty, LogiMAT-Messeleiter
(Bild: EuroExpo GmbH)

LogiMAT: Besucherzahl seit 2012 mehr als verdoppelt

Die wachsende Bedeutung der LogiMAT für die Branche der Intralogistik spiegelt sich in der Entwicklung der Messe in den vergangenen Jahren wider. So hat sich die Zahl der Besucher von rund 29.000 im Jahr 2012 auf zuletzt 67.420 im vergangenen Jahre mehr als verdoppelt. 2024 präsentierten auf dem Stuttgarter Messegelände 1.610 Aussteller (+ 6 %) auf 67.000 Quadratmetern Netto-Ausstellungsfläche ihre Lösungen für die Intralogistik.

Geht es um die Trends, die in diesem Jahr die LogiMAT prägen, dann lohnt ein Blick zum "Expertenkreis der Initiative zur Prognose der Entwicklung des Wirtschaftsbereichs Logistik". Diese „Logistikweisen“ sehen für 2025 die Branche in einem vierdimensionalen Raum. Ihrer Analyse nach stehen in diesem Jahr folgende Schwerpunkte im Fokus:

  • Dekarbonisierung: Die Logistikbranche arbeitet verstärkt daran, Wege zur Klimaneutralität zu finden.
  • Digitalisierung: Die Digitalisierung bleibt auch 2025 ein zentrales Thema. Durch Automatisierung und den Einsatz intelligenter Technologien sollen Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit weiter gesteigert werden.
  • Demografischer Wandel: Der Fachkräftemangel bleibt eine zentrale Herausforderung. Unternehmen müssen Kultur und Arbeitsumfeld gezielt anpassen, um attraktiv zu bleiben.
  • Risikomanagement: In unsicheren Zeiten wird Resilienz immer wichtiger. Im Jahr 2025 ist Risikomanagement ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Digitalisierung als zentrales Werkzeug

Dabei kann die Digitalisierung als zentrales „Werkzeug“ betrachtet werden, um den anderen drei Herausforderungen Herr zu werden. So postuliert etwa der Intralogistik-Spezialist Torwegge in seinem Ausblick für 2025: „Auch die eigene Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern Unternehmen durch fortschreitende Automatisierung: Autonome mobile Roboter (AMR), kollaborative Robotik für Picking und Packing, Regalbediengeräte, Fördertechnik und fahrerlose Transportsysteme (FTS) optimieren Arbeitsprozesse im Lager und sparen wertvolle Zeit.“ Ein Zusammenspiel aus moderner Lagerverwaltung, künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet of Things (IoT) ermögliche es, Daten zu analysieren, Muster zu erkennen und Abläufe kontinuierlich zu verbessern. Darüber hinaus profitierten auch die Mitarbeitenden von digitalisierten und automatisierten Prozessen, da diese die Arbeitsbelastung verringern und die Effizienz erhöhen.

 

Ralf Düster
Zitat

»Die Vorreiter werden viele Prozesse noch stärker automatisieren und die Vorteile von KI nutzen.«

Ralf Düster, Geschätsführer Setlog
(Bild: Setlog)

WMS verzeichnen starkes Wachstum bis 2030

Ein klarer Indikator für die zunehmende Digitalisierung des Sektors ist zum Beispiel die Entwicklung bei Warehouse Management Systems (WMS), auf Deutsch Lagerverwaltungssysteme (LVS). Diese Systeme verwalten den Bestandsfluss in Lagern, Erfüllungszentren und Vertriebszentren. Das WMS speichert eine Vielzahl wichtiger Betriebsdaten, wie z. B. die Verfügbarkeit und den Standort von Beständen, geschätzte Bearbeitungszeiten, Arbeitspläne, Wareneingangsinformationen und Verteilungspläne für eine oder mehrere Einrichtungen.

ABI Research prognostiziert, dass der WMS-Umsatz zwischen 2024 und 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 15,7 % von 4,5 Milliarden US-Dollar auf 10,7 Milliarden US-Dollar wachsen wird. Die ABI- Marktprognose zeigt auch, dass die Fertigungsindustrie mit geschätzten 3,2 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr 2030 die größte Marktchance für WMS-Software darstellt. Erst danach kommen Einzelhandel (2,5 Milliarden US-Dollar), Logistikdienstleister (2,2 Milliarden US-Dollar) und die Lebensmittel- und Getränkeindustrie (1,6 Milliarden US-Dollar).

KI wird zum Game-Changer in der Intralogistik

Ralf Düster, Geschäftsführer des Bochumer Anbieters von Supply-Chain-Management-Software Setlog , sieht vor allem KI als Game-Changer in der Intralogistik: „Wegen ihrer Anpassungsfähigkeit auf komplexe, dynamische Umgebungen und der dortigen umfangreichen Datenlage ist Künstliche Intelligenz gerade in der Logistik von großer Bedeutung.“ In der Intralogistik etwa gebe es für KI viele solcher Potenziale, die aktuell meist durch „klassische“ Methoden der mathematischen Optimierung realisiert werden.

Im Vergleich dazu bieten KI-Algorithmen aber für Fragestellungen wie die Zuteilung von Aufträgen zu Ressourcen oder Wegeoptimierung neue Möglichkeiten, um komplexere Zusammenhänge und vielfältige Einflussfaktoren einzubeziehen und so neue Potenziale zu erschließen. „Die Vorreiter in der Wirtschaft werden viele Prozesse noch stärker automatisieren und die Vorteile von KI im Bereich präskriptive Analytik sowie autonomer Agenten nutzen, um Effizienzgewinne zu erzielen“, so Ralf Düster.

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins Automation NEXT. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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