„IO-Link bringt Anlagen in kurzer Zeit auf ein neues Effizienzniveau“
Wie kann IO-Link helfen, industrielle Prozesse effizienter, transparenter und ausfallsicherer zu gestalten? Im Interview mit Automation NEXT erklärt Matthias Ottlinger von Octogon, wie Unternehmen mit geringem Aufwand große Wirkung erzielen können und warum IO-Link dabei eine Schlüsselrolle spielt.
Mit IO-Link können Unternehmen Transparenz, Effizienz und Anlagenverfügbarkeit in Rekordzeit steigern.Stock.adobe.com - SiSter-AI-Art
Anzeige
Herr Ottlinger, was macht IO-Link für Sie zum Gamechanger in der Automatisierung?
IO-Link bringt Intelligenz dorthin, wo früher nur einfache Schaltsignale verarbeitet wurden, an die Basis der Anlage. Und das ganz ohne neue Verkabelung oder komplexe Systeme. Mit diesem Kommunikationsstandard wird jedes Gerät zu einer Datenquelle. Unternehmen erhalten dadurch in Echtzeit Informationen über Status, Verschleiß oder Umgebungsbedingungen. Dies ist ein enormer Gewinn für Effizienz und Verfügbarkeit.
Anzeige
Was unterscheidet IO-Link konkret von anderen Lösungen?
Der entscheidende Vorteil ist die Einfachheit. IO-Link nutzt Standardleitungen und kann bestehende Sensoren oder Aktoren oft direkt ersetzen. Die Integration ist schnell, kostengünstig und erfordert kein Spezialwissen. Außerdem ist IO-Link herstellerübergreifend standardisiert, was die Auswahl erleichtert und Zukunftssicherheit schafft. Ein weiterer Vorteil von IO-Link ist seine hohe Integrationsfähigkeit. In Kombination mit anderen Standards wie ASi-5 lassen sich noch komplexere Automatisierungsstrukturen realisieren, ohne zusätzlichen Verkabelungsaufwand. Besonders in modularen Anlagenstrukturen zeigen sich hier deutliche Effizienzgewinne. Wie gut sich beide Systeme ergänzen, zeigt etwa die Anwendung IO-Link trifft ASi-5, in der praxisnah verdeutlicht wird, wie durchgängige Kommunikation und flexible Topologien zusammenspielen.
Haben Sie ein Beispiel aus der Praxis?
Anzeige
Ein Kunde aus der Verpackungsindustrie hat mit IO-Link seine Palettieranlage modernisiert. Statt blindem Betrieb erhält er nun Live-Daten zur Ausrichtung, Temperatur und mechanischen Belastung der Greifarme. So konnte er den Wartungsbedarf präzise vorhersagen und unerwartete Stillstände um fast 20 Prozent reduzieren. Und das alles mit einem Retrofit-Projekt, das nur eine Woche dauerte.
Wie lässt sich IO-Link so schnell einführen, auch in bestehenden Anlagen?
Wir setzen meist auf Pilotanwendungen mit einem überschaubaren Scope: ein Segment, einige Sensoren, eine Visualisierung. Sobald die ersten Ergebnisse sichtbar sind und das dauert oft nur wenige Stunden, entsteht Akzeptanz. Durch die einfache Parametrierung und die zentrale Konfiguration über IO-Link-Master sind Nachrüstungen extrem effizient umsetzbar.
Welche konkreten Effekte sehen Sie bei Ihren Kunden?
Die häufigsten Rückmeldungen betreffen kürzere Stillstandszeiten, bessere Rückverfolgbarkeit und einen Zugewinn an Prozesstransparenz. Auch das Thema Energieeffizienz rückt in den Fokus: Wer z. B. Temperaturverläufe oder Druckschwankungen über IO-Link erfasst, kann Prozesse optimieren und Ressourcen einsparen. Und: Die Daten bilden oft die Grundlage für vorausschauende Wartung oder KI-gestützte Analysen.
Zur Person
Matthias Ottlinger ist Gründer und Vertriebsleiter von Octogon – und Messtechnik ist für ihn mehr als Beruf: Sie ist Leidenschaft und täglicher Antrieb. Sein Ziel: Den Zugang zu messtechnischen Lösungen zu vereinfachen, insbesondere dort, wo sie für Betrieb, Überwachung und Schutz von Infrastrukturen und Messstellen entscheidend sind.
Octogon mit Sitz im österreichischen Leoben ist ein junges Unternehmen, das sich auf analytische Sensor- und Messtechnik für unterschiedlichste Industriebereiche spezialisiert hat. Ob Wägezellen, Kraftmessdosen, passende Messverstärker oder anwenderspezifische Software – Octogon entwickelt maßgeschneiderte Systemlösungen. Der Anspruch: individuelle Beratung, durchdachte Technik und verlässliche Partnerschaft in allen Fragen der Messtechnik.
Welche Rolle spielt IO-Link im Kontext von Industrie 4.0?
Eine zentrale! IO-Link verbindet klassische Sensorik mit modernen IT-Systemen. Es ermöglicht eine durchgängige Datenverfügbarkeit, vom Sensor bis in die Cloud. Damit wird die Brücke geschlagen zwischen analogem Shopfloor und digitaler Steuerung. Für viele unserer Kunden ist IO-Link der erste greifbare Schritt in Richtung Industrie 4.0.
Anzeige
Der Einsatz von IO-Link ist also eine kleine Maßnahme mit großer Wirkung!
Ja, IO-Link verändert die Art, wie Unternehmen mit Maschinen kommunizieren, von passiven Komponenten hin zu aktiven Informationslieferanten. Der Einstieg ist technisch niedrigschwellig, aber strategisch weitreichend. Wer IO-Link einsetzt, öffnet die Tür zu mehr Transparenz, Effizienz und Zukunftsfähigkeit.