Sie ist neun Meter groß, 18 Tonnen schwer und dreht sich mithilfe eines Rundtisches innerhalb von vier Minuten einmal um die eigene Achse. Die Rede ist von dem steinernen Wahrzeichen namens Imperia, das die Stadt Konstanz am Bodensee schmückt und viele Touristen am Hafen anzieht.
Bei der Enthüllung im Jahr 1993 sorgte die Statue mit ihrer Anspielung auf die Doppelmoral einer früheren Zeit für heftige Proteste und hitzige Diskussionen in Konstanz. Denn die vom Bildhauer Peter Lenk geschaffene Imperia stellt eine üppige Kurtisane dar, die ihrem Gewerbe zu Zeiten des Konstanzer Konzils (1414 bis 1418) nachging und der Überlieferung zufolge von den Mächtigen und Würdenträgern heftig umworben war. Auf ihren erhobenen Händen sitzen zwei nackte Männlein. Der eine mit Krone, der andere mit päpstlicher Tiara. Imperia selbst zeigt sich erotisch mit tiefem Dekolleté und Umhang, der nur von einem Gürtel notdürftig geschlossen wird. Heute hat sich der Sturm der Entrüstung längst gelegt und Imperia ist, Doppelmoral hin oder her, ein beliebtes Fotomotiv für zahlreiche Touristen.
Im Innern verborgene Schmieranlage
Was die Touristen jedoch nur erahnen können, ist die integrierte Technik: Die aus Beton gegossene Figur steht auf einem rund vier Meter hohen Sockel. Ein langsam rotierender Rundtisch sorgt dafür, dass sie unablässig den Blick über den Bodensee wandern lässt. Dabei versorgt eine Zentralschmieranlage des ehemaligen Unternehmens Willy Vogel, das 2004 von SKF übernommen worden und als SKF Lubrication Systems in den Konzern eingegliedert worden ist, den Drehkranz zuverlässig mit Fett. Dies verhindert Materialverschleiß am Kranz und trägt wesentlich dazu bei, dass sich die Statue ruckfrei und reibungsarm dreht.
„Einmal im Jahr steige ich hinauf und fülle den Behälter mit Schmierstoff“, sagt der Schöpfer der Statue, Peter Lenk. „Ich dachte, nun sei es langsam an der Zeit, die Anlage auch mal fachmännisch kontrollieren zu lassen.“ Und so kam es, dass Cornelia Weber vom SKF Service-Partner Zentralschmiertechnik im baden-württembergischen Laupheim nach fast einem Vierteljahrhundert die erste Wartung durchgeführt hat.
Über eine steile Leiter gelangt Cornelia Weber auf den Betonsockel und schließt die kleine Kammer mit der Schmieranlage auf. „Ganz schön eng hier“, schmunzelt sie und beginnt, Füllbehälter und Zustand des Schmierstoffs zu kontrollieren. Nach gründlicher Prüfung stellt sie fest, dass auch die Schmierstoffleitungen in einwandfreiem Zustand sind. „Hier ist eigentlich alles bestens, das ganze läuft immer noch wie ein Uhrwerk“, urteilt sie. Lediglich der Schmierzyklus könne neu eingestellt werden. Zu diesem Zweck baut sie gemeinsam mit Elektrikermeister Herbert Wilde das alte Steuergerät aus und setzt eine Ein-Kanal-Zeitschaltuhr ein. „Bis dato wurde alle zwei Stunden 40 Sekunden lang gefettet. Wir haben den Zyklus jetzt auf vier Stunden Ruhezeit und eine Minute Schmierung eingestellt. Das spart unter dem Strich Schmierstoff, reicht aber für einen reibungslosen Betrieb vollkommen aus“, sagt sie.
Leichteres Nachfüllen
Um das Nachfüllen des Pumpen-Vorratsbehälters mit Fett zu erleichtern, entscheidet sich Cornelia Weber für eine Akku-Fettpresse von SKF. Bisher wurde dafür ein von Hand zu betätigendes Modell verwendet. Die neue elektrisch betriebene Presse, ein Lincoln PowerLuber 1880 mit 20-Volt-Akku, ist ebenso kompakt wie kraftvoll und ergonomisch: Die Einfüllöffnung beispielsweise ist dank des flexiblen Schlauchs der Presse leicht zu erreichen. Diese Lösung erspart Peter Lenk anstrengende manuelle Arbeiten und bringt außerdem Zeitvorteile: Bislang musste der Künstler rund 200 Pumpbewegungen durchführen, bis der Behälter passend versorgt war. Nach kurzer Einweisung lässt es sich der Künstler nicht nehmen, die Akku-Presse gleich auszuprobieren. Mitsamt Werkzeugkoffer klettert der 70-jährige die Leiter hinauf, hangelt sich über rutschiges Gelände ohne Haltestege bis zur Anlage, um wenige Minuten später zu verkünden: „Das Nachfüllen funktioniert einwandfrei und ist für mich eine echte Erleichterung!“
Nächste Wartung in weiter Ferne
Nach der kleinen Instandhaltungsmaßnahme dreht die Imperia jetzt wieder unablässig ihre Runden. Jene Statue, die die Mächtigen des späten Mittelalters auf die Schippe nimmt und deren Konzeption noch Jahrhunderte später zu heftigen Kontroversen geführt hatte. Für ihren Schöpfer gehört sie heute zu seinen wichtigsten Werken, sodass er ein sorgfältiges Auge darauf hat. Neben der Kontrolle der Schmieranlage kümmert Peter Lenk sich deshalb auch darum, dass die Kurtisane nach außen sauber bleibt: Mithilfe eines Hublifts reinigt er in regelmäßigen Abständen ihr Betonkleid. Über den nächsten Wartungstermin macht er sich unterdessen keinerlei Gedanken. aru