Interview mit Steve Rendall von Hepco
„Wir müssen mit den Entwicklungen der Produktionstechnologie Schritt halten“
Von Hochgeschwindigkeits-Verpackungsanwendungen über Pick-and-Place-Portalsysteme bis hin zu automatisierten Produktionszellen – die Linearbewegungstechnik spielt in der modernen Produktion eine grundlegende Rolle. Steve Rendall, Konstruktionsleiter bei Hepco Motion, ist seit über zwanzig Jahren in diesem Bereich tätig. Ein Interview über die Rolle und Zukunft der Forschung und Entwicklung in diesem Gebiet.
Herr Rendall, Forschung und Entwicklung ist kein Bereich, an den die meisten Menschen bei linearen Transportsystemen zuerst denken. Welche Rolle spielen F&E in der Linearführungstechnologie?
Unsere Systeme ermöglichen den Transport von Dingen von einem Ort zum anderen. Dabei entwickelt sich die Art und Weise, wie dieser Transport erfolgt, ständig weiter. Wir müssen mit diesen Entwicklungen in der Produktionstechnologie Schritt halten und unsere Linearführungstechnologie entsprechend weiterentwickeln. Das umzusetzen ist die Aufgabe unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Die meisten Ideen entstehen dabei durch das Feedback unserer Vertriebsmitarbeiter vor Ort. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Ring- und Führungssystem PRT2, das Anfang der 90er Jahre erstmals eingeführt wurde. Im Laufe der Jahre wünschte man es sich jedoch mit leichten Modifikationen und eine Nummer größer oder kleiner, woraufhin wir eine modular aufgebaute Produktreihe entwickelten, die 2009 auf den Markt kam.
Was ist aus Ihrer Sicht die Voraussetzung für ein erfolgreiches F&E-Team?
Wichtig ist es, in unserem Bereich jedes Detail genau zu analysieren und mögliche Verbesserungen zu identifizieren. Man muss alle Einzelkomponenten des Produkts betrachten, wie beispielsweise Herstellungsverfahren, Materialien oder verwendete Schmiermittel. Es ist nicht immer eine absolute Neuheit, die den meisten Erfolg bringt. Dann gibt es letztlich nichts Besseres, als die Teile tatsächlich herzustellen und unter Praxisbedingungen zu testen, weshalb wir sehr eng mit den Ingenieuren in unserer Fertigung und in unserem Prüfstand zusammenarbeiten. Bei der Entwicklung eines neuen Produkts investieren wir etwa ein Viertel der Zeit in die Testphase.
Sind Sie im direkten Kontakt mit Kunden?
Normalerweise nicht, aber wenn Kunden vor einer ganz besonderen Herausforderung stehen, sind wir direkt involviert. Als beispielsweise Walter Maschinenbau, einer der weltweit führenden Hersteller von Werkzeugschleifmaschinen und optischen CNC-Messmaschinen, eine neue CNC-gesteuerte Helitronic-Werkzeugschleifmaschine entwickeln wollte, benötigte man ein Produkt, das Schleifscheiben mit einem Durchmesser von 12 oder 24 x 254 Millimetern verbinden und um einen Schaltkreis herumfahren konnte, ohne dass sie kollidierten. Die Herausforderung bestand in der Entwicklung einer Lösung, die in dem extrem begrenzten Raum Platz findet. Andere Lösungen auf dem Markt hätten nicht funktioniert, deshalb haben wir uns für das damals von uns entwickelte 1-Trak-System entschieden. Der Vorteil dieses Systems besteht darin, dass es in nahezu jeder erdenklichen zweidimensionalen Form gefertigt werden kann und damit auch bei beengten Platzverhältnissen eingesetzt werden kann.
Können Sie mir noch einige andere Beispiele für Produktentwicklungen nennen, die Ihr Team umgesetzt hat?
Wir haben im letzten Jahr an der Verbesserung unseres Kernsystems GV3 gearbeitet. Dazu gehört ein neuer SAA-Laufwagen mit seitlicher Einstellmöglichkeit, der das Entfernen montierter Vorrichtungen von der Wagenplatte beim Einstellen der Lager überflüssig macht. Dies ist besonders dann von Vorteil, wenn der Kunde komplexe Komponenten auf der Wagenplatte befestigt hat, die zeitaufwendig zu entfernen und dann wieder zu montieren wären. Ingenieure können die Lager mit den vorhandenen Vorrichtungen einfach einstellen, um Verschleiß und Spiel zu beseitigen und das System wieder in seinen ursprünglichen Betriebszustand zu versetzen.
Welche Art von Hintergrund wünschen Sie sich, wenn Sie nach Mitarbeitern für Ihr F&E-Team suchen?
Natürlich sind wir ein Maschinenbauunternehmen, deshalb sind solide maschinenbauliche Kenntnisse für die Arbeit in unserem Bereich erforderlich. Ich begann im Jahr 1995 im technischen Vertrieb und arbeitete dort neun Jahre lang, bevor ich in die Forschung und Entwicklung wechselte. Meiner Meinung nach ist dies ein guter Weg, um voranzukommen, denn man bekommt ein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden. Unser Team besteht derzeit aus sechs Personen mit einem guten Mix aus Fachkenntnissen und Branchenerfahrung – darunter zwei ehemalige Auszubildende.
Was hat sich Ihrer Meinung nach seit Ihrem Eintritt in das Unternehmen im Jahr 1995 am meisten verändert?
Als ich bei Hepco Motion anfing, haben wir hauptsächlich Einzelkomponenten vertrieben. Jetzt beobachten wir ein wachsendes Interesse an systembasierten Produkten. Wo immer möglich, wollen die Kunden ein Komplettsystem kaufen, das den Anwendungsanforderungen entspricht, und so entwickeln wir uns in diese Richtung. Wir realisieren immer mehr Systeme wie unser angetriebenes Oval- und Führungssystem (DTS und DTS2) oder Portalsysteme. Es steigt die Nachfrage nach Lösungen, die Stillstandzeiten reduzieren und einen minimalen Wartungsaufwand erfordern.
Und was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Dinge entwerfen zu können, die reale Anwendungsprobleme lösen und zu sehen, wie diese Ideen umgesetzt werden, ist für mich sehr befriedigend. Es macht mir auch Spaß, über die neuesten Entwicklungen im Maschinenbau auf dem Laufenden zu bleiben und mit neuen Verfahren und Techniken zu arbeiten, um unsere Produkte auf eine Weise zu verbessern, die vor wenigen Jahren noch unmöglich war. aru