Verantwortungslücke in deutschen Unternehmen
KI-Transformation ja - aber wo sind die Leader?
Künstliche Intelligenz ist der Turbo der digitalen Wirtschaft – doch vielen Unternehmen fehlt die Führungsenergie, um diesen Turbo auch zu zünden. Eine neue Studie legt den Finger in die Wunde.
Deutsche Unternehmen blicken neuen Technologien und KI positiv entgegen - das zeigt die aktuelle Studie des Technologieberatungsunternehmens Slalom unter 2.000 Befragten weltweit und 161 Befragten in Deutschland. 57 Prozent der Befragten glauben, dass KI und neue Technologien ihre Branche überwiegend positiv verändern, weitere 39 Prozent sogar sehr positiv.
Das gilt auch für Führungskräfte und das mittlere Management in Unternehmen: 97 Prozent fühlen sich überwiegend wohl bis sehr wohl mit KI-unterstützter Entscheidungsfindung. Unklarheit hingegen herrscht bei der strategischen Verantwortung. Laut Führungskräften liegt die Verantwortung für die organisatorische Anpassung auf KI-Entwicklungen in 50 Prozent der Fälle bei einzelnen Geschäftsbereichsleitern. Nur 38 Prozent geben an, dass CEOs oder die Geschäftsführung verantwortlich sind.
„Unternehmensweite KI-Transformation funktioniert nur mit echtem C-Level-Commitment. Führungskräfte müssen von Beobachtern zu Gestaltern werden, wenn KI zum festen Bestandteil der Unternehmens-DNA werden soll, anstatt in einzelnen Geschäftsbereichen stecken zu bleiben“, erklärt Pamela Maruschke, Managing Director Transformation bei Slalom Germany.
Der internationale Vergleich: Weltweit sind in erster Linie CTO, CDO oder Äquivalente (55 Prozent) verantwortlich, die Organisationsstruktur auf KI-Entwicklungen anzupassen, gefolgt von CEOs und Geschäftsführung (49 Prozent). Erst an dritter Stelle folgen die Leiter von Geschäftsbereichen (46 Prozent).
Geschwindigkeit wird zum Problem
Eine der größten Herausforderungen für deutsche Unternehmen liegt in der Geschwindigkeit, in der sich KI weiterentwickelt: 32 Prozent aller Befragten geben an, dass sich KI aktuell schneller entwickelt als ihre Implementierungsgeschwindigkeit im Unternehmen. Nur 27 Prozent sagen, dass ihr Unternehmen mit der Entwicklungsgeschwindigkeit mithält. Für 40 Prozent ist es ein Spagat aber sie schaffen es gerade so.
Die Diskrepanz spiegelt sich auch in der strategischen Planung wider: ein Drittel (34 Prozent) der Führungskräfte passt die KI-Strategie kontinuierlich an die Geschäftsstrategie an, während 22 Prozent quartalsweise und 18 Prozent halbjährlich aktualisieren. Weitere 12 Prozent nehmen Anpassungen jährlich vor, 4 Prozent weniger als ein Mal im Jahr und 9 Prozent haben keine Strategie.
„Strategie ohne klaren Umsetzungsplan, ist nur ein teures Konzept. Die KI-Vision muss in eine konkrete, umsetzbare Roadmap übersetzt werden, die stetig nachgehalten wird, um den erwarteten geschäftlichen Nutzen zu schaffen. Auf diese Weise können Unternehmen mit den technologischen Entwicklungen mithalten und KI-Lösungen gewinnbringend implementieren“, erklärt Andrei Svirida, Senior KI-Engineering, Slalom Germany.
Achillesverse Mitarbeiterbefähigung
Besonders problematisch ist die Situation im mittleren Management, das oft für die Einführung von KI-Lösungen auf Abteilungsebene zuständig ist. Etwa ein Drittel (34 Prozent) der Befragten mittleren Führungsriege versteht nur die ungefähre Richtung der KI-Strategie ihres Unternehmens, nicht aber die Details für ihren Bereich. 59 Prozent hingegen haben ein klares Verständnis wie sich die Strategie auf ihren Verantwortlichkeitsbereich und ihre Teams auswirkt.
Zudem ist das mittlere Management nicht in der Lage, die Integration von KI in die alltägliche Arbeit ihrer Teams umfassend zu unterstützen. Ein Fünftel (19 Prozent) gibt an, die KI-Nutzung nur begrenzt beeinflussen zu können. Die Hälfte (50 Prozent) kann Zeit oder Flexibilität für KI-Experimente bereitstellen und 44 Prozent fordern relevante Tools für ihre Teams an oder setzen sie ein. Weniger als die Hälfte (44 Prozent) kann Ressourcen für Schulungs- oder Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten. Noch weniger (42 Prozent) haben die Skills, ihr Team im Umgang mit KI-Tools selbst zu coachen oder zu betreuen.
„Wenn KI-Technologien ihre volle Power entfalten sollen, muss Mitarbeiterbefähigung an erster Stelle kommen. Gezielte Trainingsprogramme für verschiedene Rollen und Funktionen schaffen ein klares Verständnis für die KI und ihren Einsatz“, betont Maruschke.
Einige Unternehmen verlassen sich auf die Führung externer Partner
In 60 Prozent der deutschen Unternehmen wird die KI-Transformation durch funktionsübergreifende Teams vorangetrieben. Weniger als ein Drittel (30 Prozent) setzt auf dediziertes KI-Leadership. In einem Viertel der Fälle (25 Prozent) liegt die Verantwortung bei einem Tech-Leader im Unternehmen, bei 13 Prozent bei einem Business-Leader und 17 Prozent geben die Verantwortung an externe KI-Berater oder -Dienstleister ab.
„Berater und Dienstleister können bei strategischen Entscheidungen unterstützen und die Belegschaft befähigen, doch ist KI-Transformation nicht delegierbar. Um wahre Veränderung – auch in der Unternehmenskultur – hervorzubringen, braucht es echtes Leadership-Commitment und neue Denkweisen“, resümiert Svirida.
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(Quelle: Slalom)