Neues thermoplastisches Produktionsverfahren
Kunststoff schlägt Metall mit Leichtigkeit
Was wäre, wenn man im Engineering schweres Metall an vielen Stellen durch leichten Kunststoff ersetzen könnte? Man kann, Dank einer jungen Ingenieurin.
Der Technoform Kunststoffprofile GmbH aus Kassel ist eine Innovation gelungen: Ihr neues thermoplastisches Produktionsverfahren erhöht die Steifigkeit von Kunststoffen so sehr, sodass Metall in vielen Industriebereichen ersetzt und der ökologische Fußabdruck gleichzeitig reduziert werden kann.
In einem neuen thermoplastischen Schmelzepultrusionsverfahren produzieren die Experten von Technoform Kunststoffprofile, die ähnliche Steifigkeitswerte wie Metalle erreichen, aber im Vergleich dazu deutlich leichter sind. Für den Einsatz in unterschiedlichen Branchen bringt das signifikante Vorteile.
Entwicklerin Sindy Richter hat das Verfahren mit ihrem Team maßgeblich vorangetrieben: „Durch die Verwendung von Polyamiden, wie beispielsweise PA6 und PA66 oder Polypropylen (PP) erreichen wir mit unserem Verfahren eine maximale Materialfreiheit. Das wirkt sich auf die Eigenschaften der Pultrudate und die Anbindungsmöglichkeit zu anderen Kunststoffkomponenten positiv aus. Zudem lässt sich der Fasergehalt je nach Anwendungsfall individuell variieren. Am Ende ist das Gewicht des fertigen Produktes sogar signifikant leichter, bei extremer Schlag- und Biegefestigkeit.“
Die Umformbarkeit der thermoplastischen Pultrusionsprofile schlägt sich zudem in einer höheren Designflexibilität, weniger Nachbearbeitungsschritten und einer erleichterten Montage nieder.
Sindy Richter ist Teammanagerin Entwicklung bei Technoform, wo sie seit 2020 tätig ist. Sie hat an der Berufsakademie Karlsruhe ein Studium zur Diplom-Wirtschaftsingenieurin absolviert. In dem folgenden Video erläutert sie die Vorzüge des neuen Verfahrens:
Testergebnisse des Instituts für Werkstofftechnik der Universität Kassel bestätigen sehr hohe Festigkeitswerte und die Homogenität in der Faserverteilung. „Erste Pilotprojekte zeigen eine signifikante Reduzierung des rohstoffbasierten GWP-Werts etwa im Vergleich zu Anwendungen mit Profilen aus Aluminium, was für unsere Kunden aus den verschiedensten Industriezweigen einen enormen Vorteil bringt,“ erklärt Fabio Späth, Nachhaltigkeitsmanager bei Technoform. „Zudem minimiert sich der Recyclingaufwand deutlich, da das Gesamtsystem materialgleich ausgelegt werden kann“, fügt Späth hinzu. Ein Plus für viele Industriezweige, die GWP-Werte senken und durch den Einsatz der neuen Kunststoffe ihre ökologische Bilanz optimieren können.