Ein umstrittene Erfindung
Die grössten Erfindungen: die Glühlampe
Viele kennen Thomas Alva Edison als den Erfinder der Glühbirne. Dass aber angeblich der deutschstämmige Amerikaner Heinrich Göbel schon früher die erste Glühlampe erfand, wissen wenige. Die Geschichte einer umstrittenen Erfindung.
Das Prinzip der Glühlampe ist einfach: Strom bringt einen Faden zum Glühen, der in der nahezu sauerstofffreien Glashülle nicht verbrennt. Bis dieses Prinzip aber massen-tauglich wurde, vergingen mehrere Jahrzehnte. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts existieren Bogenlichter, deren Prinzip den heutigen Leuchtstoffröhren entspricht. Um 1865 war es auch schon längst bekannt, dass ein Kohlenstoff-Faden glüht, aber nicht verbrennt, wenn man im Vakuum Strom hindurch leitet. Trotzdem führten all diese Erkenntnisse und Konstruktionen nicht zu einem Hausgebrauch der Glühlampe. So auch die bereits 1845 zum Patent angemeldete Glühlampe des Amerikaners John Wellington Starr.
Die Herausforderung
Erst Thomas Alva Edison änderte das, und zwar 1879. Edison, zu diesem Zeitpunkt schon berühmter Erfinder des Phonographen, wollte die Hauptprobleme – die kurze Lebens-dauer der Leuchten und ein ausreichendes Vakuum – endlich lösen. Deswegen machte sich Edison auf die Suche nach einem passenden Glühfaden und testete um die 6000 Materialien. Schließlich entschied er sich für einen verkohlten Baumwollfaden. Dank neuartiger Pumpen konnte er die Luft nahezu restlos aus dem Glaskolben saugen. Mit Erfolg: Im Oktober 1879 brannte seine Lampe 40 Stunden lang.
Binnen zwei Wochen reichte er sein Patent ein und erfand Jahre später auch das Schraubgewinde, das bis heute üblich ist. Rund um seine Fabrik installierte Edison ein Leitungsnetz und ließ Glühlampen zwischen den Bäumen und über den Straßen aufhängen. Dann bot er der Stadt New York 50.000 Lampen für das Stadtzentrum an und produzierte nicht nur die Leuchten, sondern erzeugte mit Dynamos auch noch den Strom. Inzwischen hatte Werner von Siemens 1866 den Dynamo erfunden, der zu einer einfacheren Stromerzeugung führte. Dafür mussten nicht mehr die unförmigen Batterien verwendet werden, die von riesigen Erregermaschinen ständig aufgeladen wurden. Die Glühlampe wurde somit massentauglich und Edison ging als Erfinder der Glühlampe in die Geschichte ein.
Streit unter Erfindern
Das wollte sich aber ein deutschstämmiger Amerikaner nicht gefallen lassen: Heinrich Göbel. Er verklagte Edison und gewann 1893 den Prozess. Laut seinen Angaben war er der Erfinder der Glühlampe. Göbels war zwar ein schlechter Schüler, hatte aber immer schon einen erfinderischen Geist, den ihm seine Lehrer im Abschlusszeugnis 1832 attestierten. Er lernte Uhrmacher und eröffnete eine Werkstatt, in der er Uhren und optische Geräte für Hochschulen herstellte. 1848 wanderte er mit seiner Familie nach Amerika aus, wo er in New York erneut ein Uhrmacher- und Optikgeschäft eröffnete.
Er begann Experimente mit Glühlampen und fand nach vielen Tests das richtige Material für den Glühfaden: ein fein zerspantes Stück verkohlter Bambusfaser, die er in eine Glasglocke packte. Er wusste bereits von anderen missglückten Versuchen anderer Erfinder, dass das Verglühen der Faser nur durch ein Vakuum verhindert wurde. Mit Quecksilber entlüftete Göbels seine Glaskolben, denn leistungsstarke Pumpen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden.
Schon 1859 soll er mit seinen Lampen eine Brenndauer von 400 Stunden erreicht haben. Er benutzte die Lampen, um seine Schaufenster zu beleuchten. Angeblich seien die Leuchten so hell gewesen, dass die Nachbarn sich beschwerten und Göbels die Leuchten wieder entfernen musste. Ein Patent meldete er nicht an.
Ein bezweifelter Sieg
Zwar gewann Göbels den Prozess gegen Edison, konnte aber seinen Sieg nicht genießen, da er im gleichen Jahr verstarb. Zwar sah das Gericht es damals als erwiesen an, dass Göbels früher als Edison eine brennbare Glühlampe erfand, doch gibt es bis heute keine Beweise dafür. Nie tauchte eine seiner ursprünglichen Glühlampen auf und ob Göbel ohne fundamentale Kenntnisse der Elektrophysik in der Lage war, seine Experimente zu einem erfolgreichen Ergebnis zu führen , ist anzuzweifeln. Deswegen bleibt wohl Edison als Erfinder der Glühlampe in den Geschichtsbüchern stehen, hat er doch die Technik zur Massenfertigung und -nutzung weiterentwickelt.