Teilhabe durch Robotik
Roboter helfen schwerbehinderten Produktionsmitarbeitern
Der Einzug der Roboter in die Produktionshallen ist bereits in vollem Gange. Doch wie kann die Arbeitsqualität für schwer- und nicht behinderte Produktionsmitarbeiter gleichzeitig gesichert werden? Das Projekt Aquias soll Antworten darauf bringen.
Die neue Dimension der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter ist nur wenige Zentimeter groß: Hochgenaue Sensoren der neuesten Generation bremsen den Arm moderner Produktionsassistenten ab, wenn sich ihnen ein Mensch nähert. Das passiert so schnell und zuverlässig, dass der sonst übliche Schutzzaun zum Roboter entfallen kann. Diese Sicherheit macht eine enge Hand-in-Hand-Kooperation zwischen Mensch und Roboter möglich. Die Arbeit, die sich Mensch und Roboter zukünftig teilen, können Unternehmen damit völlig neu organisieren.
Teilhabe an attraktiver Arbeit auch für Schwerbehinderte sichern
Um breiten Beschäftigtengruppen die Teilhabe an attraktiver Arbeit in der Mensch-Roboter-Zusammenarbeit zu erschließen, geht das Projekt Aquias einen besonderen Weg: Im ersten der beiden Pilotbereiche wird der mobile Produktionsassistent Apas assistant von Robert Bosch in der Integrationsfirma ISAK eingesetzt. In diesem Unternehmen arbeiten schwerbehinderte Produktionsmitarbeiter mit sehr individuellen Leistungseinschränkungen in der Montage. "Ziel ist, den Roboter so spezifisch auf die Unterstützungsbedarfe der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszurichten, dass diese höherwertige Aufgaben bewältigen können", erklärt David Kremer, der das Projekt auf Seiten des Fraunhofer IAO leitet. Ein Gewinn für die Mitarbeiter wie für das Integrationsunternehmen, das durch den höheren Erlös die Arbeitsplätze für seine schwerbehinderten Mitarbeiter sichern kann.
Im zweiten Pilotbereich testet Robert Bosch mit seinem mobilen Produktionsassistenten unterschiedliche Formen der Arbeitsteilung zwischen Mensch und Roboter. So werden Übergänge der Arbeitsorganisation mit den Beteiligten entwickelt und diskutiert. Zielgruppe sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Leistungseinschränkungen. Die Erfahrungen aus dem ersten Pilotbereich mit schwerbehinderten Mitarbeitern der Firma ISAK fließen hier ein.
Die Auftaktveranstaltung zu dem Projekt fand am 2. und 3. Februar 2016 am Fraunhofer IAO in Stuttgart statt. Hier wurden in Workshops Fragestellungen unterschiedlicher Interessengruppen, wie zum Beispiel der Berufsgenossenschaften und der Sozialpartner der beteiligten Unternehmen, behandelt, sowie erste Zukunftsszenarien der Mensch-Roboter-Zusammenarbeit im Jahr 2030 erstellt.
Szenarien der zukünftigen Mensch-Roboter-Zusammenarbeit
Um die neuen Gestaltungsoptionen der Mensch-Roboter-Zusammenarbeit möglichst frühzeitig diskutieren zu können, entwickelt das Fraunhofer IAO im Projekt Aquias alternative Szenarien der zukünftigen Arbeitsprozesse. Durch Vergleich dieser Szenarien werden unterschiedliche Formen der Arbeitsteilung zwischen Mensch und Roboter sichtbar und können diskutiert werden. So ermöglichen die Szenarien Rückschlüsse darauf, wie sich die Arbeitsaufgaben des Menschen verändern, durch neue Aufgaben ergänzt werden oder wegfallen. Diese Veränderungen werden nach arbeitswissenschaftlichen Kriterien bewertet, um die Qualität der neu gestalteten Arbeit aus Sicht des Menschen zu ermitteln. Die Ergebnisse können Unternehmen nutzen, um attraktive Arbeitsaufgaben für die Mensch-Roboter-Zusammenarbeit zu entwickeln.