Der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik und der VDI haben die Studie „Sensor Trends 2030“ publiziert. Die 180-seitige Studie, erarbeitet von 69 Autoren aus Forschung und Industrie, beschreibt zentrale Entwicklungen und Herausforderungen der Sensorik.

Der AMA Verband für Sensorik und Messtechnik und der VDI haben die Studie „Sensor Trends 2030“ publiziert. Die 180-seitige Studie, erarbeitet von 69 Autoren aus Forschung und Industrie, beschreibt zentrale Entwicklungen und Herausforderungen der Sensorik. (Bild: ModNOy – stock.adobe.com)

Sensoren sind längst mehr als nur stille Messknechte. Sie sind das Nervensystem der Industrie, ermöglichen Automatisierung, Prozessoptimierung, vorausschauende Wartung – und liefern die Datenbasis für digitale Geschäftsmodelle. Die Studie "Sensor Trends 2030" vom AMA Verband für Sensorik und Messtechnik sowie dem VDI gibt erstmals einen tiefgreifenden Überblick, wohin sich die Technologie entwickelt – und welche Handlungsfelder für Deutschland jetzt entscheidend werden.

Warum der technologische Vorsprung Asiens wächst

Seit 2014 verzeichnet Asien die höchsten Wachstumsraten bei Patentanmeldungen im Bereich Sensorik. Besonders China und Südkorea investieren massiv in Forschung rund um Radionavigation, Materialeigenschaften und integrierte Sensor-Systeme. Während Europa – und speziell Deutschland – immer noch mit Spitzenforschung punktet, zeigt die Innovationskurve in Asien eine weitaus steilere Dynamik.

Die Zahlen sprechen für sich: Die Patentanmeldungen im Bereich KI-gestützter Sensorik verdoppeln sich im asiatischen Raum alle 1,3 Jahre. Europa hinkt hinterher – trotz hervorragender Grundlagenforschung. Hier zeigt sich eine zentrale Schwäche: mangelnde Umsetzungsgeschwindigkeit in marktreife Anwendungen.

Was sind die wichtigsten technologischen Trends?

Die Studie hebt sechs zentrale Treiber hervor, die die Sensorik bis 2030 grundlegend verändern:

1. Höhere Messgenauigkeit bei geringerer Unsicherheit

Ob Druck-, Temperatur- oder Positionssensoren – die Anforderungen steigen rasant. Nur wer hier mit sehr hoher Präzision arbeitet, kann in sicherheitskritischen Bereichen wie Luftfahrt oder Medizintechnik bestehen.

2. Informationsflut trifft Entscheidungskompetenz

Nicht die nackten Messwerte sind gefragt, sondern die Interpretation in Echtzeit. Sensoren werden zu intelligenten Systemen, die Kontext verstehen und Entscheidungshilfen liefern.

3. Vom Sensor zur Lösung: Die Ära der Sensor-Systeme

Die Integration zusätzlicher Funktionen – wie Datenverarbeitung, drahtlose Kommunikation und Selbstdiagnose – macht Sensoren zu multifunktionalen Komplettsystemen.

4. Miniaturisierung und Preisdruck als Innovationstreiber

Kleine, leistungsfähige und kosteneffiziente Sensoren eröffnen neue Einsatzmöglichkeiten – von der Robotik bis zur Smart Factory.

5. Nachhaltigkeit rückt in den Fokus

Energieeffiziente Sensorik senkt den ökologischen Fußabdruck – besonders im IoT-Umfeld, wo tausende Sensoren dauerhaft in Betrieb sind.

6. Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie auf dem Vormarsch

Mustererkennung, selbstlernende Systeme und revolutionäre Quantensensoren ebnen den Weg für Anwendungen, die heute noch nach Science-Fiction klingen.

Wie kann Deutschland den Rückstand aufholen?

Die Sensorikbranche in Deutschland ist stark – doch sie steht an einem Scheideweg. Laut dem Leiter der Studie Prof. Dr. Klaus Drese bietet vor allem die enge Verzahnung von Wissenschaft, Industrie und Förderpolitik Chancen, den internationalen Anschluss nicht zu verlieren. Prof. Dr. Drese gehört zum Forschungsschwerpunkt „Smart Sensing, Automation and Analytics” der Hochschule Coburg und zum Leitungsteam des Instituts für Sensor- und Aktortechnik (ISAT).

Was jetzt gebraucht wird:

  • Gezielte Investitionen in Hochtechnologieprojekte

  • Förderung von Start-ups mit Fokus auf KI-gestützte Sensorik

  • Bessere Rahmenbedingungen für Forschungstransfer in die Industrie

  • Internationale Kooperationen, um Innovationszyklen zu beschleunigen

 

Was die Studie für Politik und Wirtschaft bedeutet

Die Studie "Sensor Trends 2030" ist mehr als nur ein technischer Lagebericht – sie ist ein Weckruf an Entscheider in Politik und Industrie. Denn klar ist: Wer jetzt nicht investiert, verliert morgen den Anschluss. Sensorik ist ein Schlüsseltechnologiefeld, nicht nur für die Industrie, sondern auch für Mobilität, Energieversorgung und Gesundheitswesen.

Daher braucht es eine nationale Sensorik-Strategie – ähnlich wie bei der Wasserstoff- oder Batterietechnologie. Fördermittel, Exzellenzcluster und technologieoffene Programme könnten dabei den Unterschied machen.

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