Augen und Ohren für Industrie 4.0
Die Sensorik wird intelligenter und wächst mit der Messtechnik zusammen
Informationen sind das A&O für alle Formen der Digitalisierung und Vernetzung. Gewonnen werden sie häufig durch Sensoren und Messtechnik. Kein Wunder also, dass es der Branche blendend geht. Und die Entwicklung scheint erst am Anfang zu stehen. Die Technik wird immer intelligenter und flexibler – sie ist unverzichtbar für Industrie 4.0.
Volle Auftragsbücher, gut ausgelastete Kapazitäten und eine Beschäftigung auf Rekordniveau – das meldet der Branchenverband AMA. Er befragt vierteljährlich die Mitglieder zur wirtschaftlichen Entwicklung. Im ersten Quartal 2018 konnte die Branche das Umsatzwachstum von neun Prozent vom Vorjahr exakt bestätigen. Die Auftragseingänge legten, verglichen mit dem Vorquartal, um fünf Prozent zu. „Geht es der Industrie gut, boomt die Sensorik und Messtechnik. Die deutsche Wirtschaft wächst, das zeigt sich in der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Branche“, sagt AMA-Geschäftsführer Dr. Thomas Simmons. „Erst der intelligente Einsatz von Sensoren und Messtechnik ermöglicht der Industrie technische Innovationen. Daher gehen wir von einem weiteren, kontinuierlichen Branchenwachstum in diesem Jahr aus.“
Ein Sensor, mehrere Messgrößen
Die Koordinatenmesstechnik ist ein wichtiges Teilgebiet der Mess- und Sensortechnik. Alicona ist ein Anbieter von optischer 3-D-Oberflächenmesstechnik zur Qualitätssicherung in Labor und Produktion. Geschäftsführer Dr. Stefan Scherer: „Unsere Kunden fragen vermehrt nach der Möglichkeit, zusätzlich zur klassischen Lage- und Formmessung auch die Rauheit von Bauteilen zu messen.“ Gleichzeitig wünschen sie statt des traditionellen Multisensor-Konzepts eine einfache und unkomplizierte Single-Sensor-Lösung. „Mit der Einführung unseres optischen Mikrokoordinatenmesssystems haben wir einen Nerv der Branche getroffen: Kunden messen mit nur einem Sensor Maß, Lage, Form und Rauheit.“ Mehr Flexibilität wünschen sich die Anwender laut den Spezialisten für Fertigungsmesstechnik von Mahr. Laut Utz Wolters, Leiter des Product Management Geometry, lasse sich das bei Messsystemen „durch eine Sensorik erreichen, die sich der jeweiligen Aufgabe anpasst“. Mahr verfolge hierzu verschiedene Ansätze: Erstens durch eine breite Palette an Sensoren in Kombination mit Messsystemen, die ein schnelles Umrüsten erlauben. Zweitens durch Messsysteme, die verschiedene Sensoren in einer Aufspannung nutzen und so automatisiert verschiedene Merkmale bestimmen können. Und beides wächst zusammen, ist Oliver Marks, Leiter Geschäftsbereich Automation Products bei Turck, überzeugt.
Der Grund: dem Trend zu kleineren, genaueren und schnelleren Maschinen muss die Sensorik folgen. „Auch der schon länger andauernde Trend weg von der reinen Positionserfassung hin zur Positionsmessung setzt sich fort, je flexibler Maschinen werden sollen.“ „Sensoren werden intelligenter, weil moderne Kommunikationsfähigkeit bisher im Sensor schlummernde Informationen auslesbar macht“, erklärt Michael Marhofer, Vorstandsvorsitzender der ifm-Unternehmensgruppe, einem Hersteller von Systemen und Komponenten für die Automatisierung. „Komplexere Sensoren und Messtechnik werden auch mehr Signalverarbeitung im Sensor haben, bei anderen Sensoren wird die Signalverarbeitung in I/O-Blocks gemacht werden.“ Einen wesentlichen Grund für eine dezentrale Signalverarbeitung sieht Turck-Mann Marks im Wunsch nach einer weniger komplexen Steuerung für immer flexibler und universeller werdende Maschinen. „Hier gibt es das Konzept, Signale in einer zwischengelagerten Ebene wie im Feldbusmodul vorzuverarbeiten.“ Er nennt als Beispiel spezielle Drehzahlsensoren, die nicht nur drehzahlabhängige Impulse liefern, sondern direkt das Über- und Unterschreiten einer vorgegebenen Drehzahl überwachen und Alarm auslösen können.