Interview mit Simon Heugel, COO Konsec GmbH
»Sehr beeindruckt hat mich, wie gut die Anbieter ihre Produkte kennen
Der Automatisierungstreff (8. bis 9.4.2025 im WTZ-Tagungszentrum in Heilbronn) liefert Überblick zu Themen und Entwicklungen in der Automatisierung. Simon Heugel, COO des Spezialisten für komplexe Software-Systeme Konsec verrät, was ihm am Automatisierungstreff besonders gefällt.
Welche Herausforderungen sehen Sie für Industrieunternehmen bei der Umsetzung der digitalen Transformation, und wie kann der Automatisierungstreff dabei unterstützen?
Simon Heugel: Ich nehme gerade im Bereich der KMUs wahr, dass vor allem der fehlende Marktüberblick über Digitalisierungstools ein großes Problem ist. Digitalisierung als Werkzeugkasten zu betrachten, hilft sehr. Genau hier setzt der Automatisierungstreff an: Er bietet Workshops an, in denen man diese Technologien selbst ausprobieren und praktische Erfahrungen sammeln kann, um besser zu verstehen, wie sie im Unternehmen eingesetzt werden können.
Welche Potenziale sehen Sie in Technologien wie Big Data, Predictive Maintenance oder Digital Twins für die industrielle Praxis?
Heugel: Ich möchte hier einen kleinen Einblick in unsere Praxis geben: Wir nutzen digitale Zwillinge, die sich für unsere Anforderungen als optimal erwiesen haben. Konkret betreuen wir die Produktion hochwertiger Kinderspielzeuge – handbemalte Figuren mit NFC-Chips. Hier bestehen hohe Anforderungen an Rückverfolgbarkeit und Qualität, da die Produkte in Handarbeit gefertigt werden. Ein digitaler Zwilling mit einer leistungsstarken Datenbank, die jeden Arbeitsschritt aufzeichnet und die individuelle Teilehistorie Menschen und Maschinen in Echtzeit zur Verfügung stellt, erwies sich dabei als perfekte Lösung.
Wie wichtig ist die Verbindung von Energieeffizienz und integrierter Sicherheit, gerade vor dem Hintergrund wachsender regulatorischer Anforderungen?
Heugel: Energieeffizienz darf keine Ausrede sein, Sicherheitsmaßnahmen zu vernachlässigen. Bereits seit etwa 20 Jahren gibt es energieeffiziente Algorithmen, beispielsweise Kryptographie auf Basis elliptischer Kurven, die wenig Energie verbrauchen und dennoch höchste Sicherheitsstandards erfüllen. Außerdem sollte man Daten möglichst effizient übertragen, etwa durch geeignete Protokolle, ganz nach dem Motto der alten Telefonzeiten: „Fasse dich kurz!“.
Zum Thema regulatorische Anforderungen: Der Cyber Resilience Act der EU stellt Cybersicherheit auf die gleiche Stufe wie Produkt- oder funktionale Sicherheit. Hier finde ich wichtig, den Begriff „integrierte Sicherheit“ durch „intrinsische Sicherheit“ zu ersetzen. Cybersicherheit darf nicht erst nachträglich hinzugefügt werden, sondern muss von Anfang an fundamentaler Bestandteil eines Produktes sein.
In welchem Stadium befindet sich aktuell der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen bei Automatisierungslösungen?
Heugel: Die Künstliche Intelligenz entwickelt sich weiter mit rasender Geschwindigkeit, es entstehen aber auch zunehmend echte Produkte, keine reinen Sonderlösungen mehr. Beim Automatisierungstreff gibt es beispielsweise einen Workshop, in dem der Anbieter SSV bereits KI-Lösungen auf Sensorebene zur Datenanalyse demonstriert.
Welche Impulse konnten Sie aus dem Marktplatz Industrie 4.0 beim Automatisierungstreff mitnehmen? Gab es wegweisende Gespräche oder Kontakte?
Heugel: Ich war letztes Jahr zum ersten Mal beim Automatisierungstreff und absolut positiv überrascht. Tatsächlich deckte die Veranstaltung die gesamte Bandbreite der Automatisierung ab. Besonders beeindruckt hat mich, wie gut die Anbieter ihre Produkte kennen und verständlich erklären. Dieses Jahr soll es mit dem Innovationscafé ja noch mehr Möglichkeit für einen intensiveren Informationsaustausch geben.
Welche Technologien oder Trends, die beim Automatisierungstreff vorgestellt wurden, könnten Ihrer Meinung nach die Automatisierungsbranche in den nächsten Jahren revolutionieren?
Heugel: Ich wage einmal eine Prognose: Ich sehe großes Potenzial im Bereich der kleinen KI, der sogenannten Edge-AI. Hier werden direkt an der Infrastruktur Daten ausgewertet und analysiert. Ich erwarte, dass wir hier in Zukunft weitere Produkte sehen werden, da dieser Ansatz hohe Robustheit und Betriebssicherheit verspricht. Zudem zeichnet sich ab, dass das Know-how aus der Automatisierung zunehmend in andere Bereiche übertragen wird, etwa in die Energietechnik. Hier könnten in den kommenden Jahren spannende Entwicklungen folgen.