Vortex
Frankreich wird europäisches Spaceshuttle bauen
Es wird kleiner als die altbekannten Space Shuttle der Nasa werden und zukünftig Fracht und Passagiere ins All bringen – auch eine militärische Nutzung ist geplant.
Der französische Hersteller von Zivil- und Militärflugzeugen, Dassault Aviation, möchte ein eigenes Spaceshuttle bauen. Dafür hat das Unternehmen bereits 30 Millionen Euro vom französischen Verteidigungsministerium erhalten. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA will das Projekt ebenfalls finanziell unterstützen. Die genaue Summe wird nach der Ministerratskonferenz im November 2025 in Bremen bekannt gegeben.
Dassault Aviation plant, den Raumgleiter Vortex in vier Phasen zu produzieren. Vortex ist ein Akronym und steht für Véhicule Orbital Réutilisable de Transport et d'Exploration (wiederverwendbares orbitales Transport- und Erkundungsfahrzeug).
Phase 1: Der Demonstrator
In den ersten beiden Phasen werden kleinere Varianten des geplanten Raumflugzeugs gebaut, das wie ein normales Flugzeug auf einer Landebahn landen soll. Der Vortex-D-Demonstrator soll während der ersten Phase im Maßstab 1:3 produziert werden. Er soll eine Flügelspannweite von 2,50 Metern und eine Länge von etwa 4 Metern haben.
Wie die späteren Modelle soll auch dieser Gleiter in den Orbit kommen, indem er an der Spitze einer Rakete befestigt wird. Diese soll die Erdatmosphäre durchbrechen und das Raumfahrzeug in einer erdnahen Umlaufbahn (LEO: Low Earth Orbit) aussetzen. Danach soll Vortex-D mit Hyperschallgeschwindigkeit, also mit mehr als Mach 5 (über 6.175 km/h), wieder in die Erdatmosphäre eintreten. Anschließend will das Missionsteam die Konfigurationen für den Hyperschall-Wiedereintritt optimieren.
Aufbruch ins All mit Phase 2 bis 4
In der zweiten Phase wird ein Modell im Maßstab 2:3 zum Einsatz kommen. Der Vortex-S (Smart Free Flyer) soll eine Länge von etwa acht Metern und eine Spannweite von fünf Metern haben. Erst die beiden nachfolgenden Modelle werden die volle, geplante Größe des europäischen Raumgleiters erreichen: zwölf Meter Länge und sieben Meter Flügelspannweite.
Damit wird der Vortex-Raumgleiter immer noch kleiner als die ausrangierten Spaceshuttles der US-Raumfahrtbehörde NASA mit 37,24 Metern Länge und 23,79 Metern Spannweite sein.
In Phase 3 ist das Frachtmodul Vortex-C (Cargo) geplant, in Phase 4 das Besatzungsshuttle Vortex-M (Manned).
Alle vier Shuttle-Varianten sollen vollautonom funktionieren und benötigen somit keine Piloten an Bord. Einen genauen Zeitplan für die jeweiligen Jungfernflüge gibt es bisher nicht.
Dassault baut Vortex
Die Dassault Aviation Group ist ein französischer Hersteller von Geschäftsreisejets und Militärflugzeugen sowie ehemals von Regionalflugzeugen. Die in Saint-Cloud bei Paris ansässige Aktiengesellschaft (S.A.) ist neben Gulfstream Aerospace, Bombardier Aerospace, Cessna und Embraer einer der fünf großen Produzenten von Geschäftsreiseflugzeugen.
Mit einem Anteil von rund 40 Prozent ist Dassault Aviation Weltmarktführer bei gehobenen Geschäftsflugzeugen. Außerdem war das Unternehmen im Jahr 2000 nach Schätzungen der drittgrößte Hersteller von Militärflugzeugen in Europa und der sechstgrößte weltweit. Dassault produziert unter anderem den Privatjet Falcon und die Kampfflugzeuge Mirage und Rafale.