Konstruktion „from Hell“!
Wie man selber eine Rakete baut, um zu beweisen, dass die Erde eine Scheibe ist
Fakten, Firmen, Fails und Fuck-ups aus dem siebten Zirkel der Engineering-Hölle. Heute: Wie der Griff zu den Sternen ein Griff ins Klo wurde.
Michael Hughes war ein kritischer Mann. Er glaubte nicht alles, was man ihm sagte. Nein, er war sogar ausgesprochen kritisch gegenüber dem was als Allgemeinwissen gilt. Möglicherweise hat das mit seiner anfänglichen Karriere als Limousinen-Chauffeur zu tun gehabt, denn vieles von dem, was er glaubte zu wissen, könnte auch aus Gesprächen mit (vermeintlich angeheiterten) Limo-Passagieren stammen.
Mike war sich sicher, dass vieles von DENEN DA OBEN einfach erstunken und erlogen war, um die Menschheit dumm zu halten.
Wissenschaft und die Erdanziehungskraft, die Mondlandung, Aliens, der Terrorangriff am 11. September 2001 auf das World Trade Center – alles Lügen. Und eben auch die Erdkugel. Mike war ein sogenannter „Flat-Earther“. Ein Mensch, der glaubt, die Erde sei eine Scheibe. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Kugelgestalt der Erde in der westlichen Welt (und bei den Gelehrten allgemein) mindestens seit etwa 300 v.Chr. weithin anerkannt. Erst seit dem 19. Jahrhundert findet dieser Irrglaube wieder Anhänger.
Und diese „Wahrheitssucher“ haben im Jahre 1956 die „International Flat Earth Research Society“ gegründet. Sie haben laut einem alten Twitter-Post „[…] members all over the globe!“
Dieser Artikel als Podcast!
Bildergalerie: Mad Mike Hughes Errungenschaften
Hughes aber war ein Macher – ein richtiger Draufgänger, der der Menschheit zeigen wollte, dass sie belogen werden, anstatt nur im Internet darüber reden, wie die NASA den Mond in Hollywood nachgebaut hat. Passenderweise war „Mad“ Mike wie er mittlerweile in der Szene genannt wurde auch war auch ein Fan von Raketen – in der Szene war er bekannt dafür, dass er raketengetriebene Autos und Boote konstruierte und steuerte, die einige Geschwindigkeitsrekorde gebrochen haben. IN der Tat hält er heute auch noch den Guinness Weltrekord für einen 31-Meter-Sprung mit einer Stretch-Limousine. Ach ja, 2018 wollte er auch für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien kandidieren.
Dazu kam er allerdings nicht, denn er wollte eine Rakete konstruieren, mit der er die Grenze zum Weltraum erreichen kann und dann kompromittierende Fotos von der Erdscheibe machen konnte, um ein für alle Mal zu beweisen, dass die NASA und das FBI und die Regierung und eigentlich alle, lügen. Über eine erste Spendenaktion konnte Mike immerhin 310$ sammeln. Eine zweite Aktion brachte dann respektable 7.875$ - genug für den Bau einer Weltraumrakete.
Seine erste dampfgetriebene Rakete sollte eine Geschwindigkeit von 800 km/h erreichen. Und Michael hatte auch die Rückendeckung der Behörden – er hatte quasi eine mündlich vereinbarte Starterlaubnis bekommen, so erzählte er seinen Fans. Doch leider schienen SIE ihm dann doch Steine in den Weg zu legen, denn als der geplante Starttermin näher rückte, konnte sich die Behörde plötzlich nicht mehr daran erinnern mit Mike Hughes gesprochen zu haben. Und eine Erlaubnis gebe es nicht. Mike erwiderte daraufhin „I‘m a daredevil. I’m not much for authority and rules.“
Leider warf das dennoch seine Startpläne über den Haufen – glücklicherweise konnte er sich auf seine Community verlassen und bekam sogar 100$ von avisierten 10.000$ Verzögerungskosten gespendet.
Ein erster Testflug konnte dennoch am 24.3.2018 stattfinden – ein voller Erfolg der Dampfrakete! 572m Höhe und eine harte Landung in der Mojave Wüste 460 m vom Start entfernt. Mad Mike trug keine Verletzungen davon, wie er betonte, musste aber trotzdem mit dem Krankenwagen abtransportiert werden.
Am 22.2.2020 (ein prestigeträchtiges Datum!) startete Michael Mad Mike Hughes seinen zweiten Versuch! 50 Anhänger und ein Livestream verfolgten den Countdown der selbstgebauten Dampfrakete.
Als das Ventil geöffnet wurde, und sich das Gefährt in Bewegung setzte, traf es die Einstiegsleiter der Startrampe und riss einen der Notfallschirme ab. Wie man heute noch auf diversen Internetplattformen verfolgen kann, vollzog die Rakete eine wunderschöne ballistische Kurve verschwand in den Wolken, erreichte den Höhepunkt ihrer Parabel und begann zu fallen.
Die Rakete fiel mit etwa 700 km/h und nur Momente später schlug sie im Wüstenboden ein. Michael Hughes war sofort tot – er konnte nicht beweisen, dass die Erde ein Scheibe ist.
Die Krümmung der Erde lässt sich übrigens aus etwa 10,5 km Höhe nachweisen. Die typische Reiseflughöhe eines Verkehrsflugzeugs über dem Atlantik beträgt etwa 13 km.
Hätte er mal besser ein Flugticket gekauft.