
2025 wird ein spannendes Jahr für die Robotik - darauf deuten die Vorhersagen der International Federation of Robotics hin. (Bild: Stock.Adobe.com - Nemanja)
Trend Nr. 1: KI - Physisch, analytisch, generativ

Der Trend zum verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz hält an: In der Robotik helfen verschiedene KI-Technologien, eine Vielzahl von Aufgaben effizienter zu erledigen:
- Analytische KI ermöglicht die Verarbeitung und Analyse großer Datenmengen, die von Robotersensoren erfasst werden. Dies hilft, auf unvorhersehbare Situationen oder sich ändernde Bedingungen im öffentlichen Raum oder in der Produktion von „High-Mix-Low-Volume“-Aufgaben zu reagieren.
- Mit Bildverarbeitungssystemen ausgestattete Roboter analysieren ihre Arbeitsschritte, um Muster zu erkennen und Arbeitsabläufe zu optimieren. Ziel ist es beispielsweise, Geschwindigkeit und Präzision zu steigern.
- Roboter- und Chiphersteller investieren derzeit in die Entwicklung spezieller Hard- und Software, die Umgebungen aus der realen Welt simuliert. Diese sogenannte physische KI ermöglicht es Robotern, sich selbst in solchen virtuellen Umgebungen zu trainieren. Die dabei gemachten Erfahrungen ersetzen die herkömmliche Programmierung. Solche generativen KI-Projekte zielen darauf ab, einen „ChatGPT-Moment“ für die physische KI zu schaffen.
- KI-gesteuerte Simulationstechnologien für Roboter dürften sich sowohl in typischen Industrieumgebungen als auch in Anwendungen der Servicerobotik durchsetzen.
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Trend Nr. 2: Humanoide Roboter

Roboter in Menschengestalt erregen große Aufmerksamkeit in den Medien.
- Die Vision: Roboter werden zu Allzweckwerkzeugen, die selbstständig die Spülmaschine beladen und auch anderswo am Fließband arbeiten können. Robotik-Start-ups arbeiten an solchen humanoiden Alleskönnern.
- Industrielle Hersteller konzentrieren sich dagegen auf Humanoide, die zunächst einzelne Aufgaben übernehmen. Die meisten dieser Pilotprojekte laufen in der Automobilindustrie. Diese Branche spielt seit jeher eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Roboteranwendungen. Dies gilt sowohl für die Industrierobotik als auch für Logistik und Lagerhaltung.
- Aus heutiger Sicht bleibt jedoch abzuwarten, ob humanoide Roboter einen wirtschaftlich tragfähigen und skalierbaren Business Case für den breiten industriellen Einsatz darstellen, insbesondere im Vergleich zu bereits existierenden Lösungen.
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Trend Nr. 3: Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) und der damit verbundenen weltweiten Regelungen wird zu einer wichtigen Voraussetzung, um sich als Lieferant zu qualifizieren. Roboter spielen für die Hersteller eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, diese Ziele zu erreichen.
- Grundsätzlich reduziert die Robotik durch ihre Präzisionsarbeit die Materialverschwendung und verbessert das Input-Output-Verhältnis in Fertigungsprozessen. Diese automatisierten Systeme gewährleisten auch eine konstante Qualität, die für Produkte mit langer Lebensdauer und minimalem Wartungsaufwand unerlässlich ist.
- Bei der Herstellung umweltfreundlicher Energietechnologien wie Solarzellen, Batterien für Elektroautos oder Recyclinganlagen sind Roboter für eine kosteneffiziente Produktion unerlässlich. Sie ermöglichen es den Herstellern, ihre Produktion schnell zu skalieren, um die wachsende Nachfrage der Kunden zu befriedigen, ohne Kompromisse bei Qualität oder Nachhaltigkeit einzugehen.
- Darüber hinaus wird die Robotertechnologie verbessert, um Maschinen energieeffizienter zu machen: Die Leichtbauweise beweglicher Roboterkomponenten senkt beispielsweise deren Energieverbrauch ebenso wie neue Standby-Modi, die die Hardware in eine energiesparende Parkposition bringen.
- In der Greifertechnologie gibt es Fortschritte bei der Anwendung bionischer Lösungen, um etwa eine hohe Greifkraft bei sehr geringem Energieverbrauch zu erreichen.
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Trend Nr. 4: Neue Geschäftsfelder und Branchen für die Robotik

In der verarbeitenden Industrie gibt es insgesamt noch ein großes Potenzial für die Automatisierung mit Robotern. Die meisten Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes gehören zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Die hohen Anfangsinvestitionen und Gesamtbetriebskosten stellen für KMU derzeit jedoch ein Hindernis für den Einsatz von Industrierobotern dar.
- Geschäftsmodelle wie Robot-as-a-Service (RaaS) sollen es Unternehmen erleichtern, von der robotergestützten Automatisierung zu profitieren, ohne einen festen Kapitalbetrag investieren zu müssen. RaaS-Anbieter, die sich auf bestimmte Branchen oder Anwendungen spezialisiert haben, können schnell ausgereifte Lösungen liefern.
- Darüber hinaus bietet die Low-Cost-Robotik Lösungen für potenzielle Kunden, für die ein Hochleistungsroboter überdimensioniert wäre. Viele Anwendungen haben geringe Anforderungen an Präzision, Traglast und Lebensdauer. Low-Cost-Robotik adressiert dieses neue „good enough“-Segment.
- Außerhalb der Fertigungsindustrie sind die Bauindustrie, die Laborautomation und die Lagerhaltung interessante neue Kundensegmente. Branchenübergreifend wird die Nachfrage auch durch den Ausbau inländischer Produktionskapazitäten in strategisch wichtigen Branchen getrieben. Die Automatisierung ermöglicht es den Herstellern, ihre Produktionskapazitäten wieder näher an die Kunden zu verlagern, ohne dabei an Kosteneffizienz einzubüßen.
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Trend Nr. 5: Roboter gegen den Arbeitskräftemangel

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) leidet das verarbeitende Gewerbe weltweit nach wie vor unter Arbeitskräftemangel. Einer der Hauptgründe dafür ist der demografische Wandel, der die Arbeitsmärkte in führenden Volkswirtschaften wie den USA, Japan, China, der Republik Korea und Deutschland belastet.
- Mit dem Einsatz von Robotern lassen sich die Auswirkungen des Arbeitskräftemangels in der Produktion deutlich verringern. Durch die Automatisierung gefährlicher, schmutziger oder repetitiver Tätigkeiten können sich menschliche Arbeitskräfte auf interessantere und höherwertige Aufgaben konzentrieren.
- Roboter übernehmen z. B. ermüdende visuelle Qualitätskontrollen, gesundheitsschädliche Lackierarbeiten oder das Heben schwerer Lasten.
- Technologische Innovationen wie einfache Bedienbarkeit, kollaborierende Roboter oder sogenannte mobile Manipulatoren helfen, Lücken im Arbeitsprozess zu schließen, wann und wo immer sie benötigt werden.
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Der Autor: Peter Koller

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins Automation NEXT. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.