IT-/OT-Konvergenz
Fünf Aspekte, die für eine IT-4.0-Infrastruktur entscheidend sind
Die IT-/OT-Infrastruktur bildet eine der wesentlichen Voraussetzungen für die erfolgreiche Transformation hin zur Industrie 4.0. Dabei ist deren Installation alles andere als trivial. Doch welche Aspekte gilt es dabei genau zu beachten? Eine Anleitung.
Dass die industrielle Fertigung immer digitaler wird, steht außer Frage. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie weit die Digitalisierung in deutschen Industrieunternehmen bereits fortgeschritten ist: Einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zufolge sehen sich 21 % der Unternehmen bei digitalen Innovationen weltweit vorne. Gleichzeitig sagen andere 21 % wiederum, sie ordnen die deutsche Industrie in diesem Kontext sogar bei den internationalen Nachzüglern ein.
Über den digitalen Status quo der Industrie hierzulande lässt sich auf jeden Fall streiten. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich ist die digitale Transformation kein Zustand, der irgendwann abgeschlossen ist. Vielmehr ist insbesondere die Entwicklung hin zur Industrie 4.0, also zu einer flexibilisierten und digitalisierten Industrie, die in der Lage ist, Individualprodukte zum Preis einer Massenware herzustellen, ein stetiger Prozess. Und für diesen müssen zahlreiche Grundlagen geschaffen werden.
Dazu zählt natürlich eine geeignete IT-/OT-Infrastruktur. Im Gegensatz zu einem Unternehmen ohne Fertigung müssen bei einem Industrieunternehmen nämlich klassische IT-Netze und OT-Netzwerke optimal ineinandergreifen. Letztgenannte OT-Netzwerke, also Operational Technology Networks, wurden speziell für den Betrieb von industriellen Steuerungssystemen und Prozessen entwickelt. Sie verbinden und verwalten somit Geräte und Systeme, die für die Überwachung und Steuerung von Industrieanlagen verwendet werden.
Vorausschauende Planung ist von großer Bedeutung
Hinzu kommt, dass sich eine IT-/OT-Infrastruktur in einem Industrieunternehmen flexibel an neue Gegebenheiten in der Fertigung anpassen muss – genauso, wie sich auch die Möglichkeiten der Industrie 4.0 kontinuierlich fortentwickeln. Dementsprechend vorausschauend sollten Industrieunternehmen daher die Planung und Installation der IT-/OT-Infrastruktur angehen. Davon ist auch Christian Lehmann überzeugt. Er ist Director Engineering & Services beim IT-Systemhaus HCD Consulting GmbH und weiß als solcher genau, worauf es bei einer IT-/OT-Infrastruktur für die Transformation zur Industrie 4.0 ankommt.
Folgende fünf Aspekte sind laut Christian Lehmann für eine IT-4.0-Infrastruktur entscheidend:
- Die geschäftlichen Anforderungen vorab analysieren: Jedes Unternehmen hat individuelle Anforderungen an eine IT-/OT-Infrastruktur. Diese gilt es vorab genau zu analysieren. Denn nur so kann später eine zuverlässige und skalierbare Lösung geschaffen werden, die auch künftige Entwicklungen berücksichtigt. Darüber hinaus sind Faktoren wie Sicherheit, Interoperabilität und Kosteneffizienz essenziell, um Daten ausreichend zu schützen, Systeme nahtlos zu integrieren und wirtschaftlich zu arbeiten.
- Solide IT-Basis und digitale Kompetenzen im Team aufbauen: Für eine IT-4.0-Infrastruktur müssen Industrieunternehmen über eine solide IT-Basis sowie digitale Kompetenzen verfügen. Die Transformation hin zur Industrie 4.0 ist schließlich ein Prozess, der das gesamte Unternehmen – und somit auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – betrifft. Dementsprechend sollte auch das notwendige IT-Wissen in allen Abteilungen vermittelt und aufgebaut werden.
- Enge Vernetzung der IT mit OT: Für den Wandel hin zur Industrie 4.0 muss nicht selten die IT-Infrastruktur eines Industrieunternehmens eng mit der Produktion (Operational Technology) vernetzt sein. Denn nur so können Daten auch in Echtzeit verarbeitet und ausgewertet werden.
- Es braucht eine klare Daten- und Cybersecurity-Strategie: Generell spielen die Planung und Sicherstellung der Cybersecurity bei einer IT-/OT-Infrastruktur eine entscheidende Rolle – das ist auch außerhalb der Industrie der Fall. Bei Industrieunternehmen kommt jedoch zusätzlich noch hinzu, dass die zunehmende Vernetzung innerhalb der Fertigung neue Angriffsflächen schafft. Angesichts dessen benötigen Industrieunternehmen zum einen eine klare Cybersecurity-Strategie, die sowohl die OT- als auch die IT-Security umfasst.
- Fundierte Datenstrategie ist elementar: Darüber hinaus ist eine fundierte Datenstrategie elementar. Je nachdem, welche IoT- und Cloud-Technologien nämlich zum Einsatz kommen, können diese die Effizienz der Fertigungsprozesse entscheidend steigern. Auch ein klares Commitment seitens des Managements zur Transformation und eine langfristige Unternehmensstrategie sind essenziell. Schließlich ist der Wandel zur Industrie 4.0 mit der entsprechenden IT-/OT-Infrastruktur mit Investitionen und zahlreichen organisatorischen Veränderungen verbunden.
Einfluss von KI im Blick behalten
Künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst die Ausgestaltung von IT-Infrastrukturen maßgeblich, indem sie hohe Anforderungen an Rechenleistung, Speicher und Datenmanagement stellt. Unternehmen müssen daher skalierbare Cloud- oder Edge-Computing-Lösungen implementieren, um solch große Datenmengen effizient verarbeiten und KI-Modelle in Echtzeit betreiben zu können. Zudem wird die IT-Infrastruktur zunehmend durch Automatisierung optimiert, da KI-basierte Tools Aufgaben wie Überwachung, Fehlererkennung und Ressourcenverwaltung übernehmen.