Mit einer ganzen Armada neuer Drohnen will die US Air Force die militärischen Aufgaben der Zukunft lösen.

Mit einer ganzen Armada neuer Drohnen will die US Air Force die militärischen Aufgaben der Zukunft lösen. (Bild: ANX)

Der Mini-Stealth-Bomber: XRQ-73

Das erste Photo der XRQ-73 hat der Hersteller Northrop Grumman am 10. Juli 2024 veröffentlicht.
Das erste Photo der XRQ-73 hat der Hersteller Northrop Grumman am 10. Juli 2024 veröffentlicht. Zuvor hatte es nur "künstlerische Darstellungen" der Stealth-Drohne gegeben. (Klicken für größere Ansicht) (Bild: Northrop Grumman)

Liebling, ich hab die B-21 geschrumpft! Wie eine Mini-Version des brandneuen Langstrecken-Stealth-Bombers sieht die Drohne XRQ-73 der Militärforschungsagentur DARPA aus. Sie ist Teil des "Series Hybrid Electric Propulsion AiRcraft Demonstration" Programms (SHEPARD). Wie das Hybrid-Antriebssystem konkret aussieht, ist nicht bekannt. Vermutet wird, dass eine Gasturbine einen Generator betreibt, mit dessen Strom dann elektrische Mantelpropeller betrieben werden. Ziel ist es, ein Antriebssystem zu entwickeln, das extrem leise ist und keine heißen Abgase ausstößt, um so die Stealth-Eigenschaften des Fluggeräts auf die Spitze zu treiben. Gleichzeitig soll eine im Vergleich zu batteriegetriebenen Drohnen hohe Reichweite erzielt werden. Es soll sich bei der XRQ-73 um eine Drohne der Klasse 3 handeln, die ein maximales Startgewicht von knapp 600 kg, Flughöhen bis etwa 6 km und eine Geschwindigkeit von maximal 460 km/h vorsieht.

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Der Aufklärer: Unmanned Long-endurance Tactical Reconnaissance Aircraft (ULTRA)

Das Bild zeigt deutlich die Abstammung der ULTRA-Drohne von einem Motorsegler.
Das Bild zeigt deutlich die Abstammung der ULTRA-Drohne von einem Motorsegler. (Bild: US Air Force)

Die ULTRA-Drohne ist vom Air Force Research Laboratory (AFRL) Center for Rapid Innovation (CRI) konzipiert und in Zusammenarbeit mit DZYNE Technologies entwickelt worden. Mit einer möglichen kontinuierlichen Einsatzdauer von mehr als 80 Stunden soll ULTRA eine Nutzlast von fast 200 Kilogramm in Form von Sensoren für elektrooptische sowie Radiofrequenzspektren transportieren. ULTRA nutzt einen neuartigen Ansatz, indem ein zuvor bemanntes kommerzielles Segelflugzeug zu einem militärisch gehärteten, unbemannten Luftfahrzeug umgebaut wurde. Durch satellitengestützte Verbindungen, die den Betreibern auch die hochauflösenden Aufklärungs-Daten in Echtzeit liefern, sind umfassende globale Operationen möglich.

Zwei Drohnen in einer: XQ-67A

Die XQ-67A bei ihrem Erstflug im Februar 2024.
Die XQ-67A bei ihrem Erstflug im Februar 2024. (Bild: Air Force Research Laboratory)

Die XQ-67A Drohne der Air Force, die im Februar 2024 zum ersten Mal geflogen ist, soll mindestens zwei wichtige Rollen ausführen können: Die als "Off-Board Sensing Station" (OBSS), also Aufklärungsdrohne, als auch jene einer "Off-Board Weapon Station" (OBWS) für Kampfaufträge. Die XQ-67A gilt als Teil sogenannter Autonomous Collaborative Platforms. Das heißt, sie soll als "Loyal Wingman" auch in Verbindung mit bemannten Kampfflugzeugen autonom agieren können. Für ihre Entwicklung und künftige Produktion wurde ein Ansatz aus der Automobilproduktion übernommen: Eine Art einheitlicher Systemkern kann mit verschiedenen Zusatzsystemen zu unterschiedlichen Fluggeräten kombiniert werden.

Details der Drohne und Bilder von ihrem Erstflug zeigt das folgende Youtube-Video:

Eine Drohne für alle Fälle: Mayman Razor

Soll die eierlegende Wollmilchsau der Militär-Drohnen werden: Mayman Razor
Soll die eierlegende Wollmilchsau der Militär-Drohnen werden: Mayman Razor (Bild: Mayman Aerospace)

Noch einen Schritt will Mayman Aerospace das Konzept der Multi-Drohne mit seiner Razor treiben. Der Quadcopter verfügt über vier schwenkbaren Turbinen mit Schubvektorsteuerung. Je nach Variante kann die Razor Nutzlasten von 45 bis 450 kg sowohl intern als auch extern bis zu einer Höhe von 6.000 m befördern und auf einer 3 m x 3 m großen Fläche starten und landen. Die Höchstgeschwindigkeit soll bis zu 800 km/h betragen. Mit diesen Eigenschaften kann die Drohne eine ganze Reihe unterschiedlicher Rollen spielen: vom Übungsziel für Kampfjets über den Materialtransport und Aufklärungsmissionen bis zu Kampfeinsätzen mit Sprengköpfen oder Raketen als Nutzlast. Über den aktuellen Entwicklungsstand der Razor ist allerdings nicht genaueres bekannt.

Abfangdrohne mit dem 2. Leben: Roadrunner-M

Abfangdrohne mit der Möglichkeit zur Mehrfachverwendung: Roadrunner-M
Abfangdrohne mit der Möglichkeit zur Mehrfachverwendung: Roadrunner-M (Bild: Anduril)

Ein Gebiet, auf dem Drohnen bisher schwach aufgestellt waren, ist die Abwehr anderer Luftfahrzeuge. Das will der kalifornische Hersteller Anduril mit seinem Roadrunner-M ändern. Angetrieben von zwei Jet-Triebwerken soll der Roadrunner senkrecht starten und sich möglichen Angreifern aus der Luft mit hoher Unterschallgeschwindigkeit nähern und sie mit einem Gefechtskopf zerstören. Die Besonderheit von Roadrunner-M: Wenn ein Ziel nicht zerstört werden muss, kann Roadrunner-M einfach zur Basis zurückkehren, um aufzutanken und wieder eingesetzt zu werden. Diese Eigenschaft soll groß angelegte Defensivstarts zu niedrigen Kosten ermöglichen.

Details des Konzepts zeigt das folgende Video:

Der schnelle Senkrechtstarter: SPRINT

Soll normal oder vertikal starten und landen können und im Horizontalflug bis zu 450 Knoten schnell sein: Das Konzept von Aurora für SPRINT.
Soll regulär oder vertikal starten und landen können und im Horizontalflug bis zu 450 Knoten schnell sein: das Konzept von Aurora für SPRINT. (Bild: Aurora)

Hohe Geschwindigkeit und die Fähigkeit, senkrecht zu starten und zu landen - diese beiden Eigenschaften sollen im Rahmen des DARPA-Projekts SPRINT (Speed an Rundway  Independent Technologies) in einer Drohne kombiniert werden. Ein erstes Design wurde nun von der Boeing-Tochter Aurora Flight Sciences entwickelt.  Das Konzept von Aurora ist so ausgelegt, dass die Plattform eine Reisegeschwindigkeit von 450 Knoten erreichen kann. Die eingebetteten Auftriebspropeller mit integrierten Abdeckungen ermöglichen einen reibungslosen Übergang vom vertikalen zum horizontalen Flug. Die Konstruktion nutzt vorhandene Triebwerkslösungen. Das Unternehmen schätzt, dass die vorläufige Entwurfsprüfung in etwa einem Jahr abgeschlossen sein wird und der erste Flug in drei Jahren stattfinden kann.

Das folgende Bild zeigt den geplanten Übergang vom Vertikal- zum Horizontalflug:


Der Packesel: Long-Range Powered Cargo Drone

Einweg-Drohne für den Materialtransport: Silent Arrow CLS-300
Einweg-Drohne für den Materialtransport: Silent Arrow CLS-300 (Bild: Silent Arrow)

Das Luftunternehmen Silent Arrow hat vom Air Force Research Laboratory Ende 2023 den Auftrag erhalten, eine motorisierte Langstreckendrohne mit hoher Nutzlast zu entwickeln, die eine Reichweite von 560 km haben soll. Laut Silent Arrow wird die neue CLS-300 (“Contested Logistics System, 300 Nautical Miles”) auf der existierenden Silent Arrow GD-2000 basieren. Die GD-2000 wird von Transportflugzeugen wie der C-17 Globemaster oder dem Airbus A-400M aus abgeworfen und gleitet dann mit einer Nutzlast von bis zu 680 Kilogramm bis zu einem Ziel in maximal 65 Kilometern Entfernung. Die CLS-300 soll dank eines besonders kostengünstigen Propeller-Antriebssystems sowohl abwerfbar sein wie auch einständig vom Boden starten können und ein Einweg-System sein.

Der Autor: Peter Koller

Peter Koller
(Bild: Anna McMaster)

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Chefredakteur des Automatisierungsmagazins IEE. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein.

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